Der Jumbo-Jet künftig als Laserkampfmaschine

■ US-Regierung vergibt Entwicklung an Boeing & Co. – Einsatz gegen Raketen

Berlin (taz) – Eine überraschende Idee verfolgen derzeit amerikanische Militärs. Es geht um die Frage, ob das größte Passagierflugzeug der Welt, der Jumbo- Jet Boeing-747, zu einer fliegenden Laserstation umgebaut werden kann. Diese soll anfliegende feindliche Atomraketen lange vor Erreichen ihres Zieles unschädlich machen.

Ein Konsortium, das von Boeing, TRW und Martin-Lockheed gebildet wurde, hat gerade einen entsprechenden Entwicklungsauftrag für das ABL (Airborne Laser, luftgestützter Laser) erhalten. Der Auftrag, der einen Zeitraum von fünf Jahren abdeckt, beläuft sich auf etwa eine Milliarde Dollar. Er sieht den Umbau der Frachtversion des Jumbos, des Boeing-747-400F, zu einer experimentellen Laserstation vor. Im Jahre 2000 sollen die ersten Flugversuche vorgenommen werden.

Kann der Laser-Jumbo die gesetzte Aufgabe erfüllen, so denkt die U.S. Air Force daran, mehrere dieser Jumbos zu bestellen. Gedacht wird an etwa sieben Maschinen zu einem Stückpreis von je etwa 300 bis 500 Millionen Dollar. Damit wollen die USA eine Waffe gegen Mittelstreckenraketen wie die im Golfkrieg eingesetzten Scud des irakischen Diktators Hussein erhalten.

Das Ziel erfaßt der ABL-Jumbo mit einem Infrarotgerät. Der heiße Strahl der aufsteigenden Rakete wird geortet, das Fluggerät dann drei bis fünf Sekunden lang mit dem Laser bestrahlt, was zu ihrer Zerstörung ausreichen soll.

Ein entscheidender Nachteil des neuen Waffensystems zeichnet sich allerdings jetzt schon ab. Der Laser-Jumbo soll die aufsteigende Rakete in den ersten zwei Minuten nach dem Start ausschalten. Er muß sich seinem Ziel dabei bis auf 200 bis 300 Kilometer nähern, denn bei noch größerer Entfernung wird sein Laserstrahl zu schwach zur Zerstörung der Rakete. Muß das Großflugzeug aber so nahe an den Startplatz, gerät es unter Umständen über feindliches Territorium – wo es relativ leicht abgeschossen werden kann.

Inzwischen erforschen die Amerikaner auch die Möglichkeit, sehr tief fliegende Marschflugkörper (Cruise Missiles) vom Flugzeug aus per Laser abzuschießen. Als Energiequelle für den ABL- Jumbo ist ein chemischer Sauerstoff-Iod-Laser vorgesehen, den TRW beisteuern wird. Die Firma hat in der Vergangenheit bereits derartige Laser mit sehr hoher Leistung im Megawatt-Bereich konstruiert und sie für die US-Navy auch schon experimentell zur Raketenzerstörung eingesetzt. Anatol Johansen