■ Rundumschlag
: Konsequent schwarzfahren, reich werden... - Gute Vorsätze, Teil 1

Wenn Sie's nicht glauben, dann fragen Sie doch die Redakteurin: Eigentlich wollte ich zu Silvester gar keinen Alkohol trinken, sondern am 1. Januar 1997 einen klaren Kopf haben für einen schwungvollen Start ins neue Arbeitsjahr. Statt dessen sitze ich hier nun am Neujahrsmorgen mit einem kapitalen Rotwein-Schädel und ärgere mich darüber, schon am allerersten Vorhaben für dieses Jahr gescheitert zu sein. Mal ehrlich, ist es nicht ohnehin total spießig und out, gute Vorsätze zu fassen? Eigentlich verhält sich das mit den Vorsätzen wie mit dem Schwarzfahren in der U-Bahn: man tut es entweder konsequent oder läßt es gleich.

Grundsätzlich könnte man demnächst natürlich schon einiges besser machen, als im Vorjahr. Sich nicht mehr von seinen Mitbewohnern auf der Nase herumtanzen lassen, zum Beispiel. Ich sollte auch unbedingt noch mehr Schallplatten kaufen und dafür vielleicht etwas weniger fernsehen. Außerdem habe ich mir vorgestellt, daß es eigentlich recht schön wäre, reich zu werden. Aber ohne sich vor lauter Arbeit gleich umzubringen. „Spielst du Lotto?“ – fragt man mich naturgemäß. „Natürlich nicht!“ – sage ich dann. Im Gegenteil: Mein erster Schritt in die vermögensbildende Richtung war es, nach jämmerlicher siebenjähriger Spieldauer endlich aus der Klassenlotterie auszusteigen. Es bringt nichts. Hat man nach fünf Jahren einmal Glück gehabt und mit seinem SKL-Los einen lächerlichen Gewinn von 180 Mark erzielt, kommt man um das Anschlußlos für 150 Mark kaum herum.

Bei den meisten meiner Freunde steht – natürlich – „mit dem Rauchen aufhören“ an höchster Stelle der Charts guter Vorsätze. Das habe ich – was ich so richtig gut von mir finde – bereits hinter mir. Damit ich endlich von den fünf Kilo runterkomme, die mir der Nikotinverzicht eingebracht hat, habe ich auch schon mit der Butter aufgehört.

Am lustigsten ist es wahrscheinlich, nicht die eigenen Vorsätze in die Tat umzusetzen, sondern den anderen bei ihren zu helfen. Wenn ich beispielsweise meine Freunde dahingehend motiviere, zu Nichtrauchern zu werden. Indem ich ihnen jeden einzelnen Glimmstengel vermiese, sie schlecht rede oder meine qualmenden Zeitgenossen bei minus 12 Grad auf den Balkon schicke. Nicht, daß ich jetzt eine verkaterte Querulantin wäre – doch bei diesem Gedanken fühle ich mich ganz toll. Kirsten Niemann