Lesben und Schwule protestieren

■ Aktions- und Streikwoche gegen massive Mittelstreichungen in den Projekten. Demonstration zur Senatsverwaltung für Schule und Jugend in der kommenden Woche. Einrichtungen bleiben geschlossen

Mit einer Aktions- und Streikwoche wollen Lesben und Schwule gegen die Projektkürzungen protestieren. „Wir sind nicht bereit, Jahr für Jahr neue Streichungen zu schlucken“, sagt Christa Müller vom Sonntags-Club, der Berliner Vereinigung lesbischer, schwuler, bi- und transsexueller BürgerInnen. Eine Demonstration am kommenden Montag von der Urania zum Sitz der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport bildet hierzu den Auftakt. Erhielten Lesben- und Schwulenprojekte 1996 noch rund 620.000 Mark an Senatsmitteln, so sind es im jetzigen Jahr nur noch 303.000 Mark für elf Projekte.

Noch im Sommer des vergangenen Jahres habe Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) zugesichert, daß die Lesben- und Schwulenprojekte von weiteren Mittelstreichungen verschont blieben, erklären die OrganisatorInnen. Jetzt müßten die Projekte mit einem um 41 Prozent gekürzten Etat auskommen. „Die lesbisch-schwule Infrastruktur, die in mehr als 20 Jahren mühevoll aufgebaut wurde, wird durch die Streichungen zerstört“, beschreibt Indra Salooja vom Lesbenarchiv SpinnBoden die Konsequenzen. Statt in die Betreuung der Besucherinnen werde ein Großteil der Arbeitszeit der Mitarbeiterinnen künftig in das Auftreiben der Miete fließen, erläutert sie die Folgen für das in der Bundesrepublik einzigartige Archiv. Zudem müßten die ohnehin kurzen Öffnungszeiten weiter eingeschränkt werden. Dies ist auch im Sonntags-Club wahrscheinlich. Dort wird außerdem erwogen, das Info-Telefon für Transsexuelle zu streichen, falls es bei den Kürzungen bleibt. „Wir können uns überlegen, welche Opfer wir in Zukunft wegschicken“, erklärt Willi Eisenbach von Mann-O-Meter die Auswirkungen auf das schwule Überfalltelefon, dem ein Drittel des Etats weggeschnitten wurde.

In der Protestwoche bleiben die beteiligten Projekte, neben dem SpinnBoden-Archiv und dem Sonntags-Club auch das Kommunikations- und Beratungszentrum homosexueller Frauen und Männer, Rat und Tat sowie Mann- O-Meter, geschlossen. Vor den Einrichtungen sollen Streikposten stehen, die über die geplanten Kürzungen informieren. Von einer Unterschriften-Aktion erhoffen sich die OrganisatorInnen Unterstützung durch weite Teile der Bevölkerung.

Andere Projekte aus dem sozialen und kulturellen Bereich, denen ebenfalls Kürzungen ins Haus stehen, werden von den VeranstalterInnen aufgerufen, sich der Aktions- und Streikwoche mit eigenen Ideen anzuschließen. Seine Unterstützung zugesagt hat bereits das Feministische Aktionsbündnis (FAKT). Monika Hinner