De Beers ohne Rußland

■ Ein Diamant währt ewig – das Diamantenkartell vielleicht nicht

Berlin (taz) – Das Diamantenkartell De Beers hat offiziell sein 35 Jahre altes Vermarktungsabkommen mit Rußland beendet. Bis jetzt kaufte das Kartell die „Tränen der Tundra“ zu garantiert hohen Festpreisen auf.

Ein 1990 von De Beers' Zentraler Verkaufsorganisation (CSO) mit der russischen Regierung neu abgeschlossener Deal sah vor, daß Rußland der CSO jährlich für 1,2 Milliarden US-Dollar Diamanten verkauft – das ist ein gutes Viertel der von der CSO vermarkteten Diamantenmenge. Zwar war das Abkommen Ende 1995 abgelaufen, wurde jedoch stillschweigend weiter eingehalten. Unterdessen hatte die CSO ein neues Abkommen ausgearbeitet mit dem größten russischen Produzenten von Rohdiamanten, der Firma Almazy Rossii Sakha aus der teilautonomen Republik Sakha (früher Jakutien) im tiefen Sibirien. Doch die Moskauer Regierung unterzeichnete bis heute nicht den neuen Vertrag.

Nun fragen sich Beobachter, für wen die Situation unglücklicher ist. Ob es Rußland gelingt, unabhängige Vermarktungskanäle aufzubauen, bezweifeln viele. Bis auf weiteres wird die CSO die russischen Diamanten aufkaufen, doch nicht mehr zu den garantiert hohen Preisen. De Beers aber verliert zunehmend seine Monopolstellung, nachdem sich vor einem halben Jahr auch Australien und Kanada selbständig machten. Die CSO kontrolliert nur noch 60 Prozent des weltweiten Diamantenhandels – vor drei Jahren waren es noch 80 Prozent gewesen. lieb