Weiteres Schicksal ungewiß

■ Die 16 Flüchtlinge, die bei Berlin aufgefunden wurden, werden im Hospital Königs Wusterhausen betreut. Innenminister Kanther will BGS-Truppen verstärken

Wolfgang Grenz von amnesty international fragt: „Wie sollen die denn sonst nach Deutschland kommen?“ Gemeint sind die 16 halberfrorenen Flüchtlinge aus Bangladesch und dem Irak, die am Dienstag südlich von Berlin aufgefunden worden waren. „Sicherlich geht es den Schlepperbanden um nichts anderes als Geld“, sagt Grenz, „aber andererseits haben Flüchtlinge nahezu keine andere Möglichkeit mehr, über die deutsche Grenze zu gelangen.“

Der Amnesty-Mann warnt daher vor einer „scheinheiligen“ Diskussion über diese kriminellen Banden.

Die 16 Flüchtlinge haben inzwischen alle einen Asylantrag gestellt. Drei von ihnen sind aus dem Krankenhaus in Königs Wusterhausen entlassen worden und in die brandenburgische Zentrale Aufnahmestelle nach Eisenhüttenstadt gebracht worden.

Dorthin kommen auch die restlichen vier der über 16jährigen, sobald sie das Krankenhaus verlassen können. Zwei der unter 16jährigen sollten gestern noch entlassen werden. Die insgesamt neun Jugendlichen unter 16 Jahre werden jetzt einem Vormund – vermutlich dem Jugendamt – unterstellt. Nach ihrer Hospitalbehandlung sollen sie in Kinderheimen untergebracht werden, bis die Ausländerbehörde über die Asylanträge entschieden hat.

Die Chance, daß die Flüchtlinge in Deutschland bleiben dürfen, schätzt Wolfgang Grenz gering ein. Zunächst muß ihnen der Flüchtlingsstatus offiziell zuerkannt werden. Zumindest bei den unter 16jährigen werde das schwierig, so Grenz. Der Flüchtlingsexperte sieht die Gefahr, daß sich die Innenminister durch den Medienrummel, „der jetzt eingesetzt hat“, erpreßt fühlen. Das Krankenhaus Königs Wusterhausen war gestern Einsatzort von zahlreichen Journalisten und Fernsehteams.

Unklar ist nach wie vor, warum die Jungen und Männer nur Strümpfe an den Füßen hatten oder barfuß im Schnee standen. Grenz schätzt, daß ihnen entweder ihre Habe von den Schleppern als zusätzliche Bezahlung abgenommen worden ist oder daß sie gezielt ohne Schuhe ausgesetzt wurden: „Diese Banden spekulieren auf Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. So entgeht man der umgehenden Abschiebung.“ Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) hat inzwischen daran erinnert, daß der Bundesgrenzschutz an der Ostgrenze um 1.500 Mann verstärkt werde. So könne besser gegen Schlepper vorgegangen werden. Wolfgang Grenz: „Das ist der Aufbau einer Mauer auf andere Weise.“ Florian Gless