Bildung ohne Aussicht ...

... und Anerkennung: Hamburgs Berufsfachschulen sind künftig um zwei kaufmännische Ausbildungsgänge ärmer  ■ Von Judith Weber

Wegen Erfolglosigkeit geschlossen: Weil die AbsolventInnen Probleme haben einen Job zu finden, schafft die Stadt Hamburg in diesem Jahr mehrere Fachschulklassen für kaufmännische Berufe ab. „SekretärInnen im Gesundheitswesen“ wird es künftig nicht mehr geben, auch keine „kaufmännischen Assistenten Fachrichtung Datenverarbeitung/Rechnungswesen“.

Damit gibt es etwa 120 schulische Ausbildungsplätze weniger. „Und ausgerechnet solche für Männer und Frauen mit Mittlerer Reife“, ärgert sich Herta Hernandez Sanchez. Sie macht im Juni die Abschlußprüfung als Sekretärin im Gesundheitswesen und ist mit ihrer Klasse die Letzte ihrer Art. Sie vermutet: Die Jobsuche krankt hauptsächlich daran, daß kaum jemand die Ausbildung kennt. Obwohl es die „SekretärInnen im Gesundheitswesen“ schon seit zehn Jahren in Hamburg gibt, müssen die SchülerInnen immer wieder erklären, was sie eigentlich lernen. Buchhaltung zum Beispiel. Oder Textverarbeitung, medizinische Grundbegriffe und Englisch. Mit einer Broschüre und mit Zeitungsannoncen versucht die Klasse deshalb, potentielle Arbeitgeber zu ködern – bisher ohne Resonanz.

Die Ausbildungen an den Fachschulen seien bei Firmen schlicht nicht anerkannt, bestätigt Michael Schopf, Referent für berufliche Schulen bei der Schulbehörde. Um überhaupt eine Stelle zu bekommen, müßten viele AbsolventInnen noch eine betriebliche Lehre dranhängen. „Damit führen wir unsere Schüler in die Irre“, rechtfertigt er die Streichung. Schließlich erwarteten die, nach der Schule fit zu sein für den Beruf.

So jedenfalls hatte es sich die Kultusministerkonferenz Mitte der achtziger Jahre ausgedacht: Eine Ausbildung auf der Berufsfachschulbank sollte es geben, nach dem Vorbild der chemisch-technischen AssistentInnen. Damit würden Ausbildungsplätze geschaffen und die Betriebe entlastet. Theoretisch. Praktisch funktioniert das Modell in Hamburg nur bei der Ausbildung zur Fremdsprachen-KorrespondentIn und -SekretärIn, berichtet Schopf. Diese beiden Ausbildungen bleiben denn auch als einzige Überbleibsel der kultusministerlichen Idee in Hamburg bestehen.

In anderen Städten ist das Modell erfolgreicher als in Hamburg – warum, vermag Michael Schopf nicht zu sagen. In Berlin und in München beispielsweise werden weiterhin Gesundheits-SekretärInnen ausgebildet, mit etwa den gleichen Inhalten. Die letzte Hamburger Klasse ringt derweil weiter um die Aufmerksamkeit der Firmen. Und wenn das gar nicht klappt? Herta Hernandez Sanchez zuckt die Schultern. „Viele Absolventinnen arbeiten einfach als Sekretärinnen“, berichtet sie. Eine anschließende Lehre in einem Betrieb steht zumindest für sie nicht zur Diskussion.