Windräder und Elektroautos

■ Die ausländischen Bewerber für die Bewag haben Erfahrungen mit alternativem Umgang mit Energie - aber auch sie erzeugen das Gros ihres Stroms auf herkömmliche Art: in Kohle- und Atomkraftwerken

Aus der kurzen Liste der Bewerber für die Bewag (siehe Kasten) ragen drei ausländische Stromerzeuger heraus. Im Gegensatz zu den deutschen Bewag-Kandidaten haben sie auch Erfahrungen mit regenerativer Energieerzeugung

Southern Company

Der größte Erzeuger von Elektrizität in den USA ist, wie schon der Name erahnen läßt, in den Südstaaten beheimatet. Das Stromnetz des Konzerns durchzieht die größten Teile von Georgia und Alabama. Von den übrigen Bundesstaaten stellen vor allem Mississippi und Florida viele KundInnen. Insgesamt 146 Milliarden Kilowattstunden hat Southern Company 1995 in den USA produziert.

Auslandsaktivitäten konzentrieren sich bislang auf Lateinamerika und England. Im September 1996 erwarb Southern Company eine Mehrheitsbeteilgung an der Consolidated Electric Power Asia. Der neue Kooperationspartner ist vor allem in China und auf den Philippinen mit Kraftwerken vertreten und soll nun den Zutritt zur asiatischen Wachstumsregion öffnen.

Southern Company machte 1995 einen Gewinn von 1,1 Milliarden Dollar. Stolz ist man nicht nur auf die seit 1948 niemals gesunkene Dividende, sondern auch auf eine Belegschaftsbeteiligung. Beschäftigte halten 12 Prozent der Stammaktien.

Im Umweltbereich hat sich der Konzern mit der Entwicklung von Elektroautos betätigt und an einem Programm zur umweltfreundlichen Kohleenergie mitgewirkt. Die Tochtergesellschaft Southern Nuclear, 1990 gegründet, ist indessen für die drei Atomkraftwerke des Konzerns in Alabama und Georgia zuständig. Alle Anlagen von Southern Company, weltweit zusammengerechnet, haben eine Kapazität von knapp 38.000 Megawatt. Das ist mehr, als der gesamte Kontinent Australien aufzuweisen hat.

PacifiCorp

Die an der amerikanischen Westküste beheimatete Firma erreichte 1989 ihre jetzige Größenordnung. Durch den Zusammenschluß von Pacific Power&Light mit der Utah Power&Light entstand der größte Stromversorger westlich des Mississippi. Konzernsitz ist Portland (Oregon), wo die Firma auch unmittelbar an der städtischen Versorgung beteiligt ist. In Salt Lake City und 800 kleineren Gemeinden liefert PacifiCorp direkt an die Haushalte. Insgesamt 1,3 Millionen EndverbraucherInnen in sieben Bundesstaaten hängen am Netz. 9.000 Personen stehen auf den Gehaltslisten.

1995 ist PacifiCorp auf die andere Seite des namengebenden Gewässers vorgedrungen und erwarb die australische Firma Powercor, die dem Konzern 540.000 neue Abnehmer im Raum Melbourne einbrachte.

Die PacifiCorp verweist auf eine britisch-australische Studie, die ihr 1994 bescheinigte, die „world best practices“ bei der Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Energie zu verwirklichen. Dieses Prädikat erhielt in der Studie keine andere Firma.

Günstig wirkt es sich aus, daß viele PacifiCorp-Kraftwerke ihre Kohle aus nahe gelegenen Bergwerken beziehen, die zudem noch im Besitz der Firma sind. Auch eines der größten öffentlich zugänglichen Hochspannungsnetze gehört dem Unternehmen.

Auch außerhalb des engmaschigen Netzes im angestammten Versorgungsgebiet erzeugt PacifiCorp Energie. Die US-weit verstreuten Anlagen laufen auf den Namen der Tochtergesellschaft Pacific Generation Company. In diesem Jahr wird sie damit beginnen, in North Carolina Energie aus Müll zu gewinnen. Auch im Telekommunikationsmarkt ist PacifiCorp tätig.

Power Gen

Die britische Power Gen PLC machte im Geschäftsjahr 1995/96 einen Umsatz von 2.933 Millionen Pfund, also rund 7 Millarden Mark. 4.136 Beschäftigte stehen in Lohn und Brot. Auslandsaktivitäten laufen derzeit in Portugal, Indien, Indonesien und Australien. In Deutschland ist Power Gen schon am Betrieb eines neuen Kraftwerks in Schkopau (Sachsen-Anhalt) beteiligt, das unter Federführung der Veba läuft. Zu Hause in Großbritannien betrieb die in Coventry residierende Power Gen im Jahr 1995 rund 20 Kraftwerke, zumeist auf der Basis von Steinkohle und Erdöl.

Im Bereich der neuen Energiequellen möchte sich Power Gen heftig ins Zeug legen. Schon 1988 hatte eine Studie britischer Energieexperten ergeben, daß Windkraftwerke vor der Küste den Strombedarf des Königreichs zu 85 Prozent befriedigen könnten. Auf einer Sandbank vor der Küste der Grafschaft Norfolk plant nun Power Gen gemeinsam mit der dänischen Firma Vestas einen Windenergiepark. 25 Windräder sollen dort laufen, jedes mit einer Kapazität von 1,5 Megawatt.

Bisher laufen in Europa küstennahe Windkraftwerke nur in Dänemark und den Niederlanden. Ab 1998 soll die britische „Wind Farm“, nach dem derzeitigen Planungsstand die größte der Welt, Elektrizität erzeugen. Falls das Projekt scheitern sollte, wäre die Kapazität von Power Gen, in Zahlen betrachtet, nicht allzusehr betroffen. Die moderne Windkraftanlage mit 37,5 Megawatt fällt bei einem Konzern, der es insgesamt auf 19.000 Megawatt bringt, kaum ins Gewicht. Matthias Fink