Radunski laviert im Zahlennebel

■ Radunskis Sprecherin widerruft die Zahlen der eigenen Wissenschaftsverwaltung: „Zahlen veraltet“. Asten fordern, Forschung und Lehre im Etat zu trennen. Kommission soll Studienplatzkosten bestimmen

Heute muß Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) Farbe bekennen. Die Bündnisgrünen wollen im Wissenschaftsausschuß Radunski nach seinen Vorstellungen über die Studienplätze befragen. Sie warfen dem Senator „Verantwortungslosigkeit“ im Umgang mit den Unis vor.

Nachdem es wochenlang ein offenes Geheimnis war, daß die scharfen Kürzungen im Wissenschaftsetat zu einem drastischen Rückgang der Studienplätze führen, schreckte ein Zeitungsbericht am Wochenende die Stadt auf: Von den 85.000 im Haushaltsstrukturgesetz 1996 festgeschriebenen Studienplätzen blieben nur 62.000 übrig, hieß es in einem „internen Papier“ der Wissenschaftsverwaltung. Radunskis Sprecherin Kerstin Schneider dementierte noch am Wochenende gegenüber den Medien jede aktuelle Bedeutung des Schriftstücks. Die Zahlen wären veraltet.

Radunski hatte freilich bislang standhaft betont, daß 85.000 Studienplätze zu halten seien. Die Präsidenten der Universitäten gehen längst davon aus, daß die Stadt im Jahr 2003 nurmehr 43.000 Studienplätze an Universitäten aufweist. Derzeit hat Berlin noch 114.000 Studienplätze und rund 140.000 StudentInnen. Bei der Zahl von Studienplätzen herrscht maximale Uneinigkeit. Asten und Bündnisgrüne fordern 100.000 Plätze an den Hochschulen. Bert Flemming, hochschulpolitischer Sprecher der SPD will das Niveau von 85.000 halten.

Im Wissenschaftsausschuß geht es um die Haushaltsplanung. Für den Wissenschaftssenator ist dabei der Abschluß eines neuen Hochschulvertrags vorrangig, der bei festgelegten Einsparquoten den Hochschulen Planungssicherheit bis zum Jahre 2000 gewähren soll. Ein vormals gewährter Ausgleich auf steigende Personalkosten entfiele, die nominale Höhe der Sparraten würden eingefroren. Auch in die bislang Uni-intern geregelte Verteilung der Gelder will Radunski eingreifen, und zwar mittels einer Landeskommission, in der Politiker und Hochschulvertreter unter Schirmherrschaft der Exekutive über die Hochschulplanung beraten. Asten und Bündnisgrüne können daran keinen Gefallen finden. „Die Autonomie der Hochschulen wäre durch solch einen Schritt extrem gefährdet“, befürchtet Jochen Geppert, Kuratoriumsmitglied der FU.

Die Landesastenkonferenz wird unterdessen eine strukturelle Alternative zur „bisherigen Mißwirtschaft“ benennen. Kernpunkt des Modells der Asten: Die Haushaltsposten für Forschung und Lehre sollen getrennt werden, damit die Gelder innerhalb der Hochschulen nicht wahllos umhergeschoben werden können. Dies geschah bislang oft zuungunsten der Lehre. Die Asten wollen außerdem eine Kommission einrichten, die über das zahlenmäßige Verhältnis von teuren (Medizin, Naturwissenschaften) und weniger teuren Studienplätzen (Geisteswissenschaften, Fachhochschulen) entscheidet. Die Kommission soll die Kosten eines Studienplatzes festlegen und die Studiengänge in verbindliche Kostenkategorien einteilen. Geppert: „Diese Diskussion muß raus aus den Uni-Gremien und rein in die Politik.“ kv/cif