Der Heilige Krieg gegen die G 7 bleibt aus

Die Konferenz von acht islamischen Staaten in der Türkei endet mit vagen Absichtserklärungen. Nicht einmal wirtschaftliche Erfolge kann Initiator Necmettin Erbakan vermelden  ■ Aus Istanbul Ömer Erzeren

Unter Teilnahme von Repräsentanten aus acht islamischen Staaten ist am Wochenende in Istanbul das D-8-Treffen zu Ende gegangen. Auf Initiative des islamistischen türkischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan waren Regierungsvertreter von acht islamischen Staaten (Türkei, Ägypten, Iran, Bangladesch, Malaysia, Indonesien, Pakistan und Nigeria) zusammengekommen – als Gegengewicht zu den Industriestaaten der G 7.

Doch anstatt der von Erbakan angekündigten Kampfansage an eine ungerechte Weltordnung enthielt die von ihm verlesene Abschlußerklärung nur vage Absichtserklärungen: Ziel der D-8- Staaten („D“ steht für „Developing“) sei es, Spannungen durch Dialog zu ersetzen, Ausbeutung durch Kooperation, Unterdrückung durch Demokratisierung. Nach den Ministern werden sich voraussichtlich im Juni die Regierungschefs der D 8 treffen. Ursprünglich sollte das bereits im März geschehen. Die Verschiebung geschah auf Wunsch Indonesiens, wo im Mai gewählt wird.

Konkrete Ergebnisse – etwa den Abschluß von Wirtschaftsverträgen – konnte Erbakan nicht vortragen. Außerhalb der islamistischen Presse, die Erbakans Neuorientierung in der Außenpolitik feierte, wurde das Ereignis einhellig als Manöver Erbakans zur außenpolitischen Profilierung dargestellt. „Laßt die Politiker doch glauben, daß die Schaufensterbeleuchtung wichtig ist“, zitiert eine Zeitung einen führenden türkischen Industriellen, „von Nutzen sind solche Treffen nicht.“

So war das Treffen eher ideologischer Natur. Irans Außenminister Welajati lobte die „große Unterstützung für die Ziele der islamischen Gemeinschaft“. Doch verfügen die zusammen etwa 800 Millionen Einwohner zählenden D-8- Staaten kaum über die Stärke, eine „gerechte Weltordnung“ zu errichten. Hinzu kommt, daß zentrale islamische Länder in Istanbul nicht vertreten waren. Die reichen Ölproduzenten waren erst gar nicht angemeldet.

Nach Informationen der türkischen Tageszeitung Hürriyet war es im Vorfeld des Treffens zu Spannungen mit Syrien, Kuwait, Marokko und Libyen gekommen. Auch Ägypten, das als einziges arabisches Land an dem Treffen teilnahm, wahrte Distanz: Aus Kairo reiste nur der stellvertretende Außenminister an.

Die türkische Außenministerin Tansu Çiller gab sich alle Mühe, das Treffen nicht wie eine islamische Vereinigung aussehen zu lassen: „Wir sind so wenig ein islamischer Klub, wie die EU ein christlicher ist“, sagte sie. „Unser Ziel ist Handels- und Wirtschaftskooperation.“ Doch das Handelsvolumen zwischen den in Istanbul vertretenen Staaten untereinander beträgt nur zwischen ein und fünf Prozent.

Und selbst die Organisation des Gastgebers wollte nicht so recht klappen. Obwohl im Istanbuler Kempinski-Hotel eigens Gebetsräume vorgesehen waren, standen dort noch immer auch die verpönten Weihnachtsbäume herum.