„Frauenzeit ist eine andere als Männerzeit“

■ Interview mit Elisabeth von Dücker, wissenschaftliche Mitarbeiterin des neuen Museums

taz: Ist das Thema „Frau und Arbeit“ schon so alt, daß es ins Museum gehört?

Elisabeth von Dücker: Unbedingt. Es ist so alt wie die Arbeit selbst, und es ist die Geschichte von Diskriminierung und auch Ausbeutung. Frauen hatten – und haben oft immer noch – die mieseren und schlechter bezahlten Jobs. Die Männer haben sie ihnen zugewiesen. Und die Frauen haben sie sich zuweisen lassen. Das ist die Folge der Geschlechterverhältnisse in der Arbeitswelt. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist noch immer nicht selbstverständlich. Und auch das Schlagwort „Armut ist weiblich“ gilt noch immer, wie ein Blick auf die Lohnpyramide in diesem Land zeigt. Außerdem verrichten Frauen den größten Teil der nicht bezahlten Arbeit.

Vor allem im Haushalt und am „Arbeitsplatz Kind“, wie ein Ausstellungsteil des Museums provokant betitelt ist?

Die Provokation ist gewollt. Die Mehrfachbelastungen mit Job und Haushalt plus Kindererziehung tragen auch heute noch fast ausschließlich die Frauen. In Deutschland nehmen nur 1,3 Prozent der Väter Erziehungsurlaub.

Vom Erziehungsgeld kann mensch ja auch nicht leben. Und wenn der Mann den besser bezahlten Job hat ...

Eben. Da sind wir wieder bei den Rollenzuweisungen, hier der Ernährer der Familie, dort die Zuverdienerin. Das muß in der gesellschaftlichen Entwicklung ein Auslaufmodell sein.

Familienministerin Claudia Nolte ist da aber anderer Ansicht.

Die ist hoffentlich auch ein Auslaufmodell. Es geht doch darum zu vermitteln, daß Frauenzeit eine andere ist als Männerzeit. Wir haben hier in der Ausstellung eine Karikatur „Gedanken zum Feierabend“: Beim Mann ist in der Denkblase ein Bierchen zu sehen, bei der Frau ein Staubsauger.

Na ja, das mit dem Bierchen ...

Eben.

Das klingt nach einer dezidierten Erweiterung des Begriffs „Arbeit“?

Ja. Der Versuch der Neudefinition von Arbeit ist unverzichtbar für dieses Museum. Und dazu müssen und wollen wir die historischen und gegenwärtigen Verhältnisse und Kontinuitäten aufzeigen, vermitteln und zum Nachdenken darüber anregen.