■ Querbild
: Portrait Of A Lady

Zweieinviertel Stunden liegen zwischen dem ersten und dem letzten Bild von Portrait Of A Lady. Das ist für das heutige Erzählkino ein verschwenderischer Umgang mit Zeit. Zugleich aber auch nicht, denn Jane Campions Film lebt als Portrait in jeder Beziehung von Nähe, von dem Versuch, dem Inneren der Protagonistin Isabel Archer so nah wie möglich zu kommen. Und Zeit ist hier eine Größe ohne äußere Bezüge.

Isabel Archer (Nicole Kidman), eine junge Amerikanerin im Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts, begreift die Ehe als Käfig und lehnt mehrere Anträge ab. Statt dessen ist sie wild entschlossen, Europa für sich allein zu erschließen. Die ganze Tragweite der eigenen Wünsche erfährt Isabel jedoch über den despotischen Dandy John Osmond (John Malcovich), in dessen Bann sie gerät und den sie schließlich heiratet. „Perfectly alone“ oder „absolutely in love“ sieht sich Isabel damit konfrontiert, das Objekt der Wünsche anderer zu sein. Die besondere Bewegung aber, die Portrait einer Dame seine Schönheit und Eindringlichkeit gibt, verläuft in einem Wechsel- und Wiederholungsspiel zwischen diesen Eckdaten.

Jan Distelmeyer Abaton, Alabama, City, Grindel, Passage, Zeise