Intellektueller im Iran verschwunden

■ Kurdischer Wissenschaftler vor einem Monat verhaftet

Berlin (taz) – Laut Berichten aus dem Iran soll in der Islamischen Republik ein weiterer Intellektueller verschwunden sein. Der persischsprachige Dienst von Radio Israel und der iranische Schriftstellerverband im Exil berichteten dieser Tage, der Wissenschaftler Kalimullah Tohidi sei vor etwa einem Monat in der ostiranischen Stadt Maschhad verhaftet worden. Seither fehle von ihm jede Spur.

Der etwa sechzigjährige Kurde war lange Jahre Leiter der Universitätsbibliothek in Maschhad. Bekannt wurde er durch sein umfangreiches Werk über die Umsiedlung von Kurden in die ostiranische Provinz Chorassan vor etwa 400 Jahren. Die ersten vier Bände von Tohidis Werk durften im Iran erscheinen, Band fünf ist verboten.

Nach Informationen des iranischen Schriftstellerverbands im Exil wurde bei Tohidis Verhaftung dessen komplettes Archiv beschlagnahmt, darunter Akten, Fotos und Kassetten. In der Vergangenheit sei der Wissenschaftler mehrfach von Klerikern als „iranischer Salman Rushdie“ denunziert worden – zum Teil in Moscheen im Rahmen von Predigten. Der Schriftstellerverband befürchtet, daß Tohidi in Lebensgefahr ist. Thomas Dreger