Unter Palmen

■ St. Pauli verlegt Trainingslager an den Golf. Der Präsident des Fußball-Verbandes von Katar freut sich schon

Schnell wurde entschieden. Weil die Verantwortlichen des FC St. Pauli plötzlich zweifelten, ob das ursprünglich vorgesehene Quartier in Boca Raton geeignet sei, wurde das Trainingslager verlegt. Statt in Florida weilen die Hamburger nun vom 24.1. bis 2.2.97 in Katar. Im Sultanat am Persischen Golf war FC-Coach Uli Maslo früher Trainer. Dort verbrachte er auch seinen Weihnachtsurlaub. Die taz erfuhr per Satellitentelefon von Prinz Omar, dem Präsidenten des Fußball-Verbandes von Katar, was St. Pauli erwarten wird.  

taz: Salam aleikum, Herr Prinz. Wie spricht man Sie eigentlich korrekt an?

Prinz Omar: Ihre Hoheit langt, unter Sportskameraden sollte man nie zu förmlich sein.

Ja, gut. Wie finden Sie die Entscheidung des FC St. Pauli?

Wir freuen uns sehr, diesen bekannten Verein bei uns begrüßen zu dürfen. Es ist eine große Ehre, daß solch außergewöhnliche Fußballer in Katar sind.

Wie kam der Kontakt zustande?

„Al Mudi“ hat einfach kurz angerufen.

Wer, Ihre Hoheit?

„Al Mudi“. Ach, Verzeihung, ich vergaß: Bei Ihnen im Abendland heißt er ja Uli Maslo. Hier kennen ihn alle nur als „Al Mudi“. Das bedeutet soviel wie „der Wüstenfuchs mit dem Kassengestell“.

Wir wußten gar nicht, daß Uli Maslo am Golf so beliebt ist.

Oh, doch. Seit Herr Maslo hier Fußball gelehrt hat, genießt er höchstes Ansehen. Wir telefonieren regelmäßig miteinander. Er gibt uns Tips. Das ist auch dringend nötig, schließlich steht unsere Nationalmannschaft nur auf Platz 64 der aktuellen FIFA-Rangliste – noch hinter unserem Lokalrivalen Saudi-Arabien.

Vielleicht können sich Ihre Spieler ja ein paar Tricks abschauen, wenn Maslos Schützlinge da sind?

Das wäre sehr schön, denn wir müssen noch viel lernen. Den Spielern des großen FC St. Pauli wird es jedenfalls an nichts mangeln.

Die Proviantmeister Ihrer Hoheit haben also schon ordentlich Bier kalt gestellt.

Nein, Alkohol gibt es nicht. Aber die Spieler werden sich auch so wohl fühlen.

Im letzten Trainingslager des FC St. Pauli haben sich die Profis sehr gelangweilt. Der eine oder andere soll damals in Chiclana sogar aus Frust über die Stränge geschlagen haben.

Das hat mir Herr Maslo auch erzählt, aber so etwas wird sich nicht wiederholen. Hier regnet es nicht, und wenn es doch einmal feucht-fröhlich werden sollte, stehen ausreichend Palmen zur Verfügung.

Und wie steht es mit den sanitären Einrichtungen?

Extra für unsere Gäste kontrollieren wir noch einmal alles. Rutschfeste Matten werden sich in jeder Wanne befinden.

Die Zimmer?

Je zwei Spieler teilen sich einen der mit allen Annehmlichkeiten ausgestatteten Räume.

Herr Maslo bekommt doch sicherlich die Präsidentensuite?

Nein, dort wird sein Vater wohnen.

Sein Vater?

Ja, Herr Maslo hat mir erzählt, daß „Papa Heinz“ mitkommt und das beste Zimmer kriegen soll.

Fragen und Antworten: Clemens Gerlach