Das Verlassen der Denkzelle

■ Im „Salon 97“ sollen junge Künstler zusammengebracht werden

Einsam schriftstellert es sich, besonders für Frauen. In Privatkammern wachsen Ideen zu Gedichten und Erzählungen heran, um später in Verlagsetagen zu verstauben. „Männer sind da offensichtlich exhibitionistischer“, wundert sich der Hamburger Schriftsteller Boris Preckwitz. Wie sonst sei es zu erklären, daß die meisten Autorenvereine hauptsächlich aus Männern bestehen?

Bei Salon 97 soll das anders werden. Die Autoren Danny Antonelli, Simone Henneken und Hartmut Finkeldey gründen heute einen Treffpunkt für alle, die mit Literatur zu tun haben. „Eine Plattform für junge Künstlerinnen und Künstler“ wollen sie bieten, gleich aus welchem Genre. Dazu gehört Boris Preckwitz mit seinen Kurzgeschichten genauso wie Lyriker und Drehbuchschreiber. „Nur gut müssen sie sein“, erklärt Danny Antonelli, und bitte „keine Pop-Literatur“.

Im Salon 97 sollen sich Qualitätsliteraten treffen – auch solche, die gegen den Massengeschmack anschreiben. Ihnen wollen die Gründer die Möglichkeit geben, vor Publikum zu lesen. Das gilt auch für Künstler, die zwar mit Literatur zu tun haben, aber keine klassische Prosa oder Lyrik produzieren – zum Beispiel Salon 97-Gründerin Simone Henneken. Sie macht selbstgeschriebene Geschichten zu Trickfilmen. Einen davon zeigt sie heute abend bei der Gründungsparty in der Werkstattgalerie auf St. Pauli. Außerdem lesen sechs Autoren Prosa und moderne Lyrik vor.

Der Genre-Mix lieferte die Idee für den Namen der Gruppe: In Salons wie dem von Gertrude Stein trafen sich Anfang des Jahrhunderts Künstler aus allen Sparten. Im Frühjahr plant Salon 97 ein „Sprechfestival“, bei dem Hamburger und Berliner Künstlerinnen drei Tage lang ihre Werke vorstellen.

Judith Weber

Gründungsparty von Salon 97 heute, 21 Uhr, Fischmarkt 18