■ Mit dem Bruttoinlandsprodukt auf du und du
: Statistik macht gleich

Berlin (taz) – An einer Rezession hat sich Deutschland im vergangenen Jahr noch mal vorbei gewirtschaftet. Um 1,4 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1996 im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, teilte das Statistische Bundesamt gestern mit. 1995 waren statistisch noch 1,9 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen im Land produziert worden, nach dem Minus von 1,1 Prozent 1993 und der damit verbundenen Rezession ist Deutschland also auf bescheidenem Wachstumskurs. Allerdings nur im Jahresdurchschnitt, denn im letzten Quartal 1996 war das Wachstum gleich Null.

Die Statistiker berechnen das BIP nach allen innerhalb der deutschen Staatsgrenzen produzierten und gehandelten Waren und erbrachten Dienstleistungen von Privatunternhmen und dem Staat. Dabei ist es egal, welche Nationalität die Schaffenden haben: Jeder Mensch mit Lebensmittelpunkt in Deutschland – ein sogenannter Inländer – trägt zum BIP bei. Bis 1993 war für die volkswirtschaftliche Gesamtleistung das Bruttosozialprodukt (BSP) maßgeblich. Im BSP fließen im Gegensatz zum BIP auch die von inländischen Unternehmen im Ausland erwirtschafteten Summen ein. Vorausgesetzt, das Geld wird wieder nach Deutschland transferiert und nicht auf internationalen Kapitalmärkten angelegt und der Gewinn daraus wiederum im Ausland investiert.

Alle Staaten der Erde berechnen ihr BIP nach denselben Regeln, die 1968 OECD, Weltbank, Vereinte Nationen und der Weltwährungsfonds festgelegt hatten. Doch dieses System hat sich als nicht ausreichend erwiesen. 1999 wird daher eine neues System eingeführt, an dem auch die Europäische Union mitgearbeitet hat. Dann werden auch Patente und Urheberrechte in das BIP einfließen, die bislang unter den Tisch fallen. Auch die Berechnung der Schwarzarbeit wird dann vereinheitlicht. Bislang schätzen die Statistiker nur, wie hoch die plausible Rate der Schwarzarbeit in einem Jahr ist. Zwischen 0,5 und 0,75 Prozent rechnen sie auf die Zahlen für Dienstleistungen drauf. Aber jeder Statistiker hat da bislang seine eigenen Erfahrungswerte. 1996 sank das BIP übrigens auch erheblich, weil nur 34,5 Millionen Erwerbstätige an ihm arbeiteten. Das sind fast 400.000 Menschen weniger als 1995. Dafür waren sie um 3 Prozent pro Stunde produktiver. ufo