Skaterfreie Zone im Supermarkt

■ Wie sich Supermarkt-Manager ein neues Verkehrsschild ausdachten / Auch hier hat das Viertel die Nase vorne

Der junge Mann brettert volles Rohr eine alte Frau um und prallt schließlich frontal mit der Marktleiterin zusammen. Die traurige Bilanz: Allseits blaue Augen – und zwanzig zerschmetterte Himbeermarmeladen. Dieses Horroszenario scheint in den Köpfen der Penny-markt-Manager herumzuspuken. Sie erfanden dagegen ein innovatives Gegenmittel. Das klebt jetzt an jeder Penny-Einkaufstür und kündigt schon von weitem an: Skater bitte draußen bleiben. Das neue Verbotsschild wurde bei der REWE-Gruppe in Köln (zu ihr gehören die rund 30 Pennymärkte in Bremen und umzu) entworfen. Auf blaßtürkisem Hintergrund prangt das neueste Skater-Modell: Ein Rollschuh der 80er Jahre. Guter Wiedererkennungswert und klare Aussage: Keine Skater zwischen unseren Regalen. Für ein rollschuhfreies Pennyland.

„Wir wollen, daß unsere Kunden ungestört und unversehrt einkaufen können“, sagt der REWE-Sprecher Wolfram Schmuck, ein Mann älteren Kalibers aus der fernen REWE-Norderstedt-Zentrale. Wer bei Penny einkauft, soll dabei seine Ruhe haben. Wahrscheinlich hat der REWE-Sprecher noch nie bei Penny an der Kasse gestanden. Skatende Kunden aber sind ihm ein Dorn im Auge – schließlich haben sie ja keinen Führerschein, „wo draufsteht: Ich fahre seit einem Jahr unfallfrei.“ Weil der Lappen für Skater wohl Utopie bleibt, mußte eben das Schild her. Da könne man nichts tun, außer vom Hausrecht Gebrauch zu machen.

Skater Jacques Moebius dagegen hält sich eher an stolze Skatergesetze, als an Hortens-Schilderwald. „Setzt Euch durch, fahrt weiter so“, lautet das Skater-Motto, das in Szene-Zeitungen verbreitet wird. Über zerquetschte Hüftgelenke und kaputte Marmeladengläser kann er nur lachen. „Völliger Blödsinn. Wer fahren kann, fährt natürlich rücksichtsvoll“, sagt er. Nur wenige würden wie verrückt durch die Gegend schlingern. „Die können halt nicht fahren. Aber das wird dann einfach verallgemeinert: Wir sind böse Skater, die alte Omas umfahren.“

Tatsächlich hat eine taz-Umfrage in Bremens Pennymärkten ergeben, daß bisher keine Unfälle passiert sind. „Nö. Also verletzt hat sich noch niemand bei uns“, bestätigt eine Mitarbeiterin vom Markt im Ostertorsteinweg.

Bremens Skater rollen weiter durch die Märkte. „Uns kann ja nichts passieren. Wenn die einen sehen, schmeißen die einen raus. Na und“, sagt der 23jährige Skater Jacque. Aber in bißchen diskriminiert fühlt er sich schon.

Zwei Security-Männer riegeln zum Beispiel seit Tagen den Brilltunnel ab. „Die halten einen dann an und sagen: Obenrum fahren“, erzählt Jacques. Die Regelungs- und Verbotswut auf Bremens Straßen und in Gebäuden nimmt immer härtere Ausmaße an. Ein Wunder nur, daß sich das Bremer Rathaus noch nicht gegen Sportrowdys gewappnet hat. Dabei könnte man doch in dem mit Holzparkett ausgelegten Rathaussaal so herrlich Schlittschuhfahren. Oder auf den Kacheln der Domshoftoiletten erste Skiübungen machen. Verbotsschilder-Ideen für diese Sportarten bitte an die REWE-Gruppe in Köln. Dort werden begeisterte Designer auf sie warten.

Katja Ubben