Fujimori zeigt sich ein kleines bißchen flexibel

■ Perus Regierung sichert den MRTA-Geiselnehmern freies Geleit zu

Lima (taz) – Die peruanische Regierung arbeitet offenbar hinter den Kulissen an einer Lösung der Geiselkrise in der Residenz des japanischen Botschafters. Wenn das MRTA-Kommando seine 74 Geiseln aus der Residenz des japanischen Botschafters freiläßt und seine Waffen abgibt, könnten die Guerilleros der „Revolutionären Bewegung Túpac Amaru“ (MRTA) Peru verlassen und in einem anderen Land um Asyl bitten, das teilte der Präsident des Ministerrats, Alberto Pandolfi Arbulú, mit. Die Regierung werde „der Presse mitteilen, welche Länder bereit sind, diese Herren aufzunehmen“, kündigte Pandolfi an.

Während die internationale Presse noch rätselte, was es mit den vier Schüssen auf sich haben könnte, die MRTA-Leute mitten in der Nacht auf dem Gelände der Residenz in die Luft gefeuert hatten, beeilte sich Pandolfi auch zu dementieren, daß Fujimoris Mann fürs Grobe, der Sicherheitsberater Vladimiro Montesinos Torres, den Gefangenen der MRTA einen Besuch abgestattet hatte. „Ich kann bestätigen, daß Doktor Vladimiro Montesinos noch nicht mal das Gefängnis kennt“, versicherte Pandolfi. Zuvor hatte die Tageszeitung La Republica berichtet, Montesinos habe die inhaftierten MRTA- Führungsmitglieder Victor Polay Campos, Miguel Rincón Rincón und Juan Castillo Petruzzi in den Gefängnissen aufgesucht, um eine Lösung der Geiselkrise herbeizuführen. Über die Absicht von Montesinos angeblichem Besuch bei den ihnaftierten MRTA- Kämpfern kann nur spekuliert werden. So ist es denkbar, daß Montesinos versucht, einen Keil zwischen aktive und inhaftierte MRTA-Mitglieder zu treiben. Bereits im Juni 1994 hatte er dem inhaftierten Victor Polay Campos ein unterschriftsfertiges Friedensabkommen vorgelegt. Der Kopf der MRTA sollte sich darin zu Fujimori bekennen. Als Polay seine Unterschrift nicht unter das Papier setzen wollte, ordnete Montesinos eine Verschärfung seiner Haftbedingungen an.

Weiterhin in den Händen der Nationalen Kommission gegen den Terrorismus (Dincote) bleiben der japanische Journalist Hitomi Tsuyoshi und sein Dolmetscher Victor Borja, die sich an den Polizeiabsperrungen vorbeischlichen, um in der Residenz des japanischen Botschafters Interviews mit Geiseln und Geiselnehmern zu machen. Den beiden droht möglicherweise eine Anklage wegen des Versuches, Nachrichten der MRTA zu übermitteln. Pandolfi sicherte zwar ihre Freilassung zu – aber bei Redaktionsschluß waren beide noch in Haft. Pandolfi teilte mit, daß das von den beiden in der Residenz gedrehte Material beschlagnahmt bleibt. „Das ist mit dem Sender Asahi besprochen und geklärt“, sicherte Pandolfi zu.

Allerdings sieht das der Fernsehsender Asahi anders. Der Repräsentant von Asahi, Satoschi Kodaka, versichert, daß sich die peruanische Regierung weder mit ihm noch mit seiner Zentrale in Tokio jemals in Verbindung gesetzt habe. Ingo Malcher