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Feuer unterm CSU-Dach

■ Offener Streit zwischen Stoiber und dem CSU-Generalsekretär Protzner

Kreuth (taz) – „Der Himmel hängt voller Geigen“, sagte listig ein Delegierter der CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth noch bevor das Ergebnis der Nominierung für den Nachfolger des verstorbenen Johnny Klein als Bundestagsvizepräsident bekanntgegeben wurde. Und tatsächlich, wenig später wurde Michaela Geiger, parlamentarische Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, als Kandidatin der CSU präsentiert. Statt harmonischer Töne gab es ansonsten reichlich Mißklänge. Bei der CSU ist Feuer unter dem Dach.

Inhaltliche Fragen traten zurück hinter das Scharmützel zwischen Generalsekretär Bernd Protzner und dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Einzelne Delegierte sollen den Rücktritt Protzners gefordert haben, weil er Edmund Stoiber in seiner Einschätzung, die FDP sei eine Partei der sozialen Kälte, energisch widersprochen hatte. Der CSU-Kreisvorsitzende von Schwabach, Karl Freller, sprach von „krassem Unverständnis“ für Protzner. Die Junge Union empfiehlt Protzner einen „Parteiwechsel in die FDP“. Stoiber selbst hatte Protzner mit den Worten attackiert: „In meiner Zeit als Generalsekretär habe ich gelernt, auf das gegnerische Tor zu zielen und keine Eigentore zu schießen.“ Gestern verweigerte Protzner dazu jegliche Stellungnahme.

Die Äußerungen Protzners, einem Intimus von Stoiber-Kontrahent Theo Waigel, werden zum Teil als allgemeine Unmutsäußerung gegen den bayerischen Ministerpräsidenten verstanden. Viele Delegierte sind über die Differenzen zwischen Stoiber und der CSU-Landesgruppe verärgert. Stoiber versuche, sich als Sozialpolitiker zu profilieren, schieße dabei aber häufig quer. So plädiert Stoiber für die Einführung einer Autobahnvignette. Der Delegierte Erich Riedel bezeichnet die Diskussion um die Vignette als „Kasperletheater“. Auch bezüglich des Euros hat Stoiber Verärgerung ausgelöst. Seine Äußerung, notfalls den Beginn der Währungsunion zu verschieben, steht im Widerspruch zu den Äußerungen von Finanzminister Theo Waigel, der unbedingt am Termin 1999 festhalten will. Markus Franz

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