Die Angst, gebraten zu werden

■ US-Forscher wollen Mikrowellenherd als energiesparende Heizung nutzen

Er könnte nach Ansicht von Forschern eine energiesparende Heizung der Zukunft sein: der Mikrowellenofen. Schenkt man dem futuristischen Szenario US-amerikanischer Wissenschaftler Glauben, kann man mit dem neuen Heizsystem im tiefsten Winter, nur mit einem leichten Oberhemd bekleidet, in der eiskalten Wohnung herumlaufen und sich dennoch wohlig warm fühlen. Die Idee wird von Forschern propagiert, die die wärmende Wirkung der Mikrowellen bereits an sich selbst ausprobiert haben, berichtet die britische Fachzeitschrift New Scientist.

Charles Buffler und Ronald Lentz vom Mikrowellen-Forschungszentrum in Marlborough, New Hampshire, haben in der Wand eines Versuchszimmers den Wellengenerator eines üblichen Mikrowellenherdes installiert. Das Zimmer wurde mit speziellen Reflektoren so hergerichtet, daß die Mikrowellen sich gleichmäßig im Raum verteilen. Einer der Forscher begab sich in den Versuchsraum, während die Leistung des Mikrowellengenerators langsam hochgefahren wurde. Bereits bei einer Leistung, die mit zehn bis dreißig Milliwatt pro Quadratzentimeter auf der Haut ankam, spürte die Testperson wohlige Wärme. Das sind nur einige Hundertstel jener Leistung, die zum Erwärmen von Speisen benötigt wird.

Andere Wissenschaftler stehen der Idee, Mikrowellen zum Heizen zu nutzen, skeptisch gegenüber: „Ich glaube nicht, daß es funktioniert“, meint beispielsweise John Stather aus Harwell im britischen Oxfordshire. Denn die Experimente fanden in einem bereits vorher erwärmten Raum statt. Ist aber das Zimmer wirklich kalt und damit auch die umgebende Luft, dann wird der Luft-Haut-Kontakt trotz der Energiezufuhr immer ein Kältegefühl vermitteln, argumentiert Stather. John Osepchuk, Mitglied des US-amerikanischen Instituts für Elektrik und Elektronik, sieht noch ein ganz anderes Problem: „Den Verbraucher zu überzeugen und ihm die Angst zu nehmen, gebraten zu werden, wird die größte Schwierigkeit sein.“

Das System ist lange noch nicht ausgefeilt. Obwohl Mikrowellen im Normalfall nur auf Wassermoleküle wirken und sie thermisch anregen, können auch kleine Metallgegenstände heiß werden. Münzen oder Schlüssel in der Hosentasche könnten im wahrsten Sinn des Wortes brandgefährlich werden.

Und als ähnlich problematisch erweist sich die fast kugelförmige knöcherne Hirnschale des Menschen. Es gibt Befürchtungen, daß Reflexionen der Mikrowellen an der inneren Hirnschale zu lokalen Wellenkonzentrationen und damit zu Überhitzungen führen könnten.

„Wir werden noch Jahrzehnte brauchen, um das System akzeptabel zu gestalten“, meint Charles Buffler dann auch zu den Zukunftsaussichten der Mikrowellenheizung. fwt