Betr.: Malaysia

Als die thailändische Regierung im vergangenen Sommer beschloß, Hunderttausenden von illegalen Einwanderern aus Birma, China und Kambodscha eine Arbeitserlaubnis zu erteilen, protestierten die Gewerkschaften: Die AusländerInnen drückten nur die ohnehin viel zu niedrigen Löhne. Wie in Thailand, das gleichzeitig Importeur und Exporteur von Arbeitskräften ist, nimmt auch in anderen Ländern der Region der Unmut der ArbeiterInnen zu.

Nach Jahren des rapiden Wachstums in den Tiger(und Tigerchen)-Staaten Asiens zwischen Süd- Korea und Indonesien spüren die ArbeiterInnen nun die schmerzhaften Folgen der Globalisierung: Thailand zum Beispiel verlor im vergangenen Jahr Hunderttausende von Arbeitsplätzen. Immer mehr ausländische Investoren, die noch vor kurzem ihre Schuh-, Bekleidungs- oder Spielzeugfabriken in der Nähe von Bangkok eröffneten, ziehen jetzt nach Vietnam, China oder Kambodscha.

Konnten viele ArbeiterInnen in Bangkok früher durch Überstunden und Prämien ihr niedriges Einkommen aufbessern, erreichen immer mehr heute nicht einmal mehr den niedrigen Minimallohn von rund 10 Mark am Tag. Folge: Gewaltsame Proteste wie jüngst der Brand des Sanyo-Werkes in Bangkok nehmen zu.

Auch in Indonesien ist die Situation der ArbeiterInnen schlecht: Obwohl sich das durchschnittliche Mindesteinkommen im letzten Jahr um dreißig Prozent erhöht hat, stiegen die Lebenshaltungskosten noch mehr. So kam es in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Streiks und Demonstrationen. Reaktion der Regierung: Zahlreiche Gewerkschafter wurden verhaftet. Viele der indonesischen ArbeiterInnen, die legal und schwarz über die Grenze nach Malaysia gingen, haben auch in Zukunft keine Wahl: In ihrer Heimat werden die Löhne – mit dem Hinweis auf die internationale Konkurrenzfähigkeit – gewaltsam niedrig gehalten. Das wird sich auch in der nächsten Zukunft nicht ändern. juli