Einer U-Bahn droht das Aus

■ Die Walddörfer-Bahn: eine teure U-Bahn für wenig Fahrgäste

Noch bis Ende 1998 werden die Einwohner von Großhansdorf und Ahrensburg oft und billig mit der der sogenannten Walddörfer-U-Bahn nach Hamburg fahren können. Danach soll die Strecke voraussichtlich eingestellt werden. Der Grund für den möglichen Stopp: Die Länder und der Kreis Stormarn sind nicht mehr bereit, das geschätzte Defizit von zehn Millionen Mark pro Jahr zu tragen.

Ausschlaggebend für den 1912 begonnenen Bau waren politische Gründe. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte es wohlhabende Hamburger in ländliche Gebiete gezogen: Die Hansestadt fürchtete um ihr Steueraufkommen und lockte Umzugswillige deshalb in ihre in Preußen gelegene Exklave Großhansdorf. Der Anschluß an die Großstadt kam 1918, da wurde die Walddörfer-U-Bahn in Betrieb genommen.

Nun droht der fast schon historischen Bahn das Aus. Denn der idyllische Villenvorort Großhansdorf bietet einem Massenverkehrsmittel wie der U-Bahn zu wenig Fahrgäste – täglich nutzen rund 2.000 Großhansdorfer die Bahn. Hinzu kommen etwa 2.300 Fahrten von Ahrensburg aus.

Jahrzehntelang wurde das Defizit der Walddörfer-Bahn von Hamburg, Schleswig-Holstein und den Kreisen pauschal ausgeglichen. Mit der Neuordnung des öffentlichen Personenverkehrs aber kam der Kassensturz. Bis 1998 bleibt der Betrieb nun noch bestehen, dann „müssen Wege gefunden werden, das Ganze günstiger zu betreiben“, meint ein Sprecher der Kreisverwaltung Stormarn in Bad Oldesloe. Es könne nicht angehen, daß Ahrensburg und Großhansdorf weiter auf Kosten der übrigen Bevölkerung des Kreises billig U-Bahn fahren. Sven Bardua