Töne in der Grabkammer

■ Die „Hamburg Opera Group“ inszeniert Edgar Allen Poes Untergang einer Adelsfamilie, „The Fall Of The House Of Usher“

Die Rolle der Plastikratten gibt Rätsel auf. Zuhauf sitzen die Viecher zwischen den Orchester-Stühlen, und Nager-Bilder zieren jeden Programmzettel von Philip Glass' Oper The Fall Of the House Of Usher. Möglich, daß die Tiere aus dem Keller des Landsitzes in Edgar Allen Poes Geschichte stammen – da wohnt schließlich auch eine Nicht-ganz-Tote, die durch das Haus der Adelsfamilie Usher geistert.

Gruftstimmung soll sich breitmachen zwischen den Ohren der Zuhörer, wenn die Hamburg Opera Group auf Kampnagel die Oper von Philip Glass inszeniert: eine imaginäre Grabkammer, gefüllt mit einzelnen Noten oder Dreiklängen. Glass wiederholt minutenlang die gleichen Töne und mixt daraus das, was er „Minimal Music“ nennt – einfache Motive mit Platz für die Phantasie der Hörer.

„Eine neue Art von Oper“ wolle sie schaffen, erklärt Regisseurin Sibylle Krapp: „Auch für Leute, die sonst nicht in die Oper gehen.“ Sie plaziert ihre zwölf Musiker auf der Bühne statt im Orchestergraben und wehrt sich dagegen, Poes Handlung und Glass' Musik zu interpretieren. „Es geht um die Emotionen der Hörer, weniger um die Figuren“, pflichtet Dirigent Michael Petermann bei. Denn Glass' Musik ist nicht eindeutig und will es auch nicht sein. Und auch die Ratten sind nur da, um die Phantasie anzuregen. Judith Weber

Kampnagel, k2, 23. bis 26. Januar und 29. Januar bis 2. Februar, jeweils 19.30 Uhr