Jobben im Imbiß? Nein danke

■ Zehn Jahre Orientierungskurse für arbeitslose Frauen von der Evangelischen Frauenhilfe / Neuer Dokumentationsband zieht Bilanz

Karla hatte das Jobben bei Mc Donald's satt. Die 37jährige Mutter und Hausfrau wollte nach ihrer Kinderpause endlich etwas „Richtiges machen“. Karla war „Mittendrin und auf der Suche“: Der Titel von Berufsorientierungs-Kursen für Frauen, die der Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe jetzt seit zehn Jahren anbietet. Pünktlich zum Kursjubiläum erschien nun ein Dokumentationsband. Die Chancen arbeitsloser Frauen auf dem Arbeitsmarkt seien „skandalös“, so die Bilanz.

Vor zehn Jahren startete die Bremische Evangelische Kirche ihr Arbeitslosenprogramm „Frau & Arbeit“. Zahlreiche Bremer Gemeinden fingen an, „Orientierungskurse für arbeitslose Frauen mit dem Titel „Mittendrin und auf der Suche...“ anzubieten – vor allem in den Stadtteilen wie Findorff, Lüssum, Oslebshausen und Osterholz-Tenever. Träger dieser dreimonatigen Kurse ist der Landesverband der evangelischen Frauenhilfe.

Bisher nutzten genau 250 TeilnehmerInnen das Kursangebot – 71 Frauen hat die Autorin und Kursleiterin Renate Krieger Jahre nach dem Kursbesuch ausführlich zu ihrer Biografie und ihrem weiteren Berufsweg befragt. „Aufbrechen“ wollten diese Frauen vor Kursanfang, erzählt die Diplom-Pädagogin Renate Krieger. Auch wenn noch kleine Kinder im Haus sind. „Der Auslöser kann sowohl Geldnot als auch neue Sinnsuche sein – nach einer langen Kinderpause als Familien- und Hausfrau“. Die KursteilnehmerInnen waren überwiegend „gut qualifiziert“, nur 14 konnten keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Die Hälfte der befragten Frauen lebte vom Einkommen des Ehemanns (101 Frauen), 68 Frauen gingen einem 590 Mark-Teilzeitjob nach.

Doch Kinderpausen und Aushilfsjobs erhöhen die Angst vor einem neuen Berufsanfang. Sich gegenseitig Mut machen, ernst nehmen und eigene Lösungen finden – das steht in den Orientierungskursen hauptsächlich auf dem Programm – ein „Hilfe zur Selbsthilfe-Programm. Wir sind nicht die Fitmacher für den Arbeitsmarkt. Wir können nur anstoßen. Ein neues Frauenbild müssen sich die Frauen selber gestalten“, so Krieger.

Frustiert schauen die beiden KursleiterInnen jedoch auf die berufliche Erfolgsbilanz der Kursfrauen: Die meisten waren Jahre nach dem Kurs immer noch „geringfügig beschäftigt. Das ist ein Skandal“, so Krieger. Die Autorin ärgert sich vor allem über die neuen steuerlich absetzbaren Putzhilfen aus Bonn. „So etwas forciert doch nur wieder die beschäftigungspolitische Spaltung unserer Gesellschaft.“

Auch das Arbeitsförderungsreformgesetz mache die Lage nicht besser: Jetzt werden qualifizierte arbeitssuchende Frauen nämlich jedes halbe Jahr automatisch herabgestuft. „Die müssen irgendwann jeden Job annehmen“, erklärt auch Kursleitern Inge Danielzick. „Diese Frauen sind so unter Druck, eine Arbeit zu finden. Das kann sich keiner vorstellen.“

Bleiben also noch Umschulungen und Weiterbildungen, die jedoch bei Frauen nicht immer gut ankommen. Zwar fingen die meisten befragten Frauen direkt nach dem Kurs mit solchen Maßnahmen an – „aus Euphorie“. Doch „diese Kurse kollidieren meist mit dem Leben der Frauen“, kritisiert Krieger. Ihre Forderung: Sie müßten in Teilzeit angeboten werden und dafür länger laufen.

Die damals 37jährige Kursteilnehmerin Karla hat vor sechs Jahren ihren Kurs absolviert. Heute arbeitet sie als Gemeindesekretärin, nachdem sie eine Fortbildung zur EDV-Kontoristin abbrach – diese hatte das Arbeitsamt ihr wegen Sparmaßnahmen angeboten, obwohl sie gar nicht nach Karlas Geschmack war. „Karla ist jetzt mit ihrer Situation absolut zufrieden“, schreibt die Autorin. Das konnte immerhin ein Drittel der ehemaligen KursteilnehmerInnen von sich behaupten. Aber ein kleiner Rest ist immer noch „Mittendrin und auf der Suche“. kat

Die Dokumentation ist für zehn Mark bei der „frauenhilfe“ zu haben. Der nächste Orientierungskurs beginnt am 23.4. in Huchting (3 Monate, jeweils an zwei Vormittagen). Infos: