Tiefe Sehnsucht nach einem Nest

■ Aktuelle Meinungsumfrage beweist: Junge Deutsche wollen am liebsten in Familie bleiben. Wohngemeinschaften sind out

Berlin (taz) – Bundesfamilienministerin Claudia Nolte (CDU) darf sich bestätigt fühlen: Den Deutschen ist die Familie immer noch die liebste Form menschlichen Zusammenlebens. Nach jetzt veröffentlichten Zahlen einer Umfrage des Möllner INRA-Instituts im Auftrag der Zeitschrift Das Haus, für die repräsentativ 1000 männliche und weibliche junge Deutsche interviewt wurden, teilten 76 Prozent der zwischen 18- und 24jährigen mit, später allemal eine Familie gründen zu wollen.

Fast jeder zweite Bewohner der Bundesrepublik bis 34 Jahre lebt bereits in familiären Zusammenhängen – wobei auffällt, daß sich dieses Lebensmodell im Osten der Republik stärker hält (55 Prozent) als im Westen (43 Prozent). Nur neun Prozent gaben an, sich für die unabhängige Existenz als Single entschieden zu haben und dabei bleiben zu wollen. Keine Auskunft gibt die Umfrage allerdings darüber, inwiefern die Befragten bei ihren Familienwünschen auf das traditionelle Statement des Standesamtes beharren oder eine sogenannte „wilde Ehe“ bevorzugen.

Deprimierend unselbständig zeigen sich die 18- bis 34jährigen in Sachen „Hotel Mama“: Aus finanziellen Gründen wohnen von dieser Gruppe noch 28 Prozent bei den Eltern, 22 Prozent sogar aus Gründen der Bequemlichkeit. Vor allem die männlichen Befragten (27 Prozent) gaben zu, den hotelähnlichen Service im Elternhaus zu schätzen, wohingegen 17 Prozent der jungen Frauen dieses Argument nicht anführten. Als Dauerlösung mochten sich aber nur 15 Prozent vorstellen, mit den Eltern in einem Haushalt zu leben.

Die WG, einst gepriesen als Alternative zur bürgerlichen Kleinfamilie, wird nur noch von neun Prozent aller Jungdeutschen geschätzt. Vier Prozent leben in einer Wohngemeinschaft aus Überzeugung. Vom Rest geben immerhin 30 Prozent an, es mit einer zumindest finanziell günstigen Wohnform versuchen zu wollen, um erste Abnabelungsversuche vom Elternhaus zu unternehmen. JaF