Geister, Glasnost und Gurus

■ Literarische Woche mit „Phantastischer Satire“ aus Rußland

Sie lassen Geister auf dem Roten Platz herumspuken und schicken abgewrackte Wissenschaftler durch postapokalyptische Zonen: An Einfällen hat es den VerfasserInnen der phantastischen Literatur in Rußland nicht mal in der Stalin-Ära gemangelt. Und glaubt man Wolfgang Schlott von der Forschungsstelle Osteuropa der Bremer Universität, hat sich daran auch in der Gegenwart nichts geändert. Den Beweis wollen Schlott und andere bei der 21. Literarischen Woche liefern, die vom 21. Januar bis zum 8. Februar in der Hansestadt stattfindet.

Anläßlich der Verleihung des Bremer Literaturpreises an Michael Roes und Stefanie Menzinger (Förderpreis) am 27. Januar hat die Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung in Zusammenarbeit mit Radio Bremen und den Hochschulen der Hansestadt ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Vorträgen und Filmvorführugen auf die Beine gestellt. In diesem Jahr steht mit der „Phantastischen Satire“ eine der künstlerisch bedeutendsten literarischen Strömungen Rußlands im Mittelpunkt.

Auftakt und zugleich einer der Höhepunkte ist die Eröffnung der Ausstellung „Manuskripte brennen nicht“ am 22. Januar in der Unteren Rathaushalle. In der vom Hessischen Rundfunk zusammengestellten und von Radio Bremen um zahlreiche, zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Exponate erweiterten Schau wird Leben und Werk des Schriftstellers Michail Bulgakow (1891-1940) vorgestellt.

Als VertreterInnen aktueller Literatur dieser Strömung wurden vier SchrifstellerInnen aus Rußland und Deutschland eingeladen. Am renommiertesten ist der zwischen Realismus, absurder Prosa und Surrealismus pendelnde Autor Vladimir Sorokin (Lesung am 31.1.), dessen Romane und vor allem Theaterstücke auch in Deutschland ein wachsendes Echo auslösen. Hierzulande weniger bekannt ist die Schriftstellerin Ljudmila Petruschewskaja (30.1.), die in ihren Märchen und Kurzgeschichten eine bizarr-absurde Alltagsmythologie entwirft. Noch gar nicht ins Deutsche übersetzt ist das Werk des Fantasy-Autors Michail Uspenskij (29.1.), der erstmals in Westeuropa liest. Der Autor Thorsten Becker (4.2.) steht mit seiner Groteske „Schönes Deutschland“ als deutscher Vertreter dieser literarischen Gattung. ck