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: Die Galerie Olga Benario zeigt Fotografien von Tina Modotti

Heldinnen aus Lateinamerika haben Konjunktur: Kurz nachdem in den Kinos „Evita“ anlief, eröffnete die Neuköllner Galerie Olga Benario eine Ausstellung mit Fotos und Dokumenten zu Tina Modotti. Sowohl Eva Perón als auch die Tinissima hatten sich vom Mädchen aus der Provinz zur Politikone und –künstlerin hochgearbeitet. So war Modotti Schauspielerin in Hollywood, Modell und Freundin wichtiger mexikanischer Muralisten. In den 20er Jahren noch Teil der besseren Gesellschaft Mexikos, wurde sie später Gefährtin des Trotzkisten Julio Antonia Mella und des KGB-Spitzels Vittorio Vidali. Danach wechselte sie zur Internationalen Roten Hilfe, ging nach Moskau und während des Spanischen Bürgerkrieges auch nach Madrid, tauchte zeitweise in Berlin unter, und zwischen 1924 und 1932 war sie Fotografin: Als solche wurde sie berühmt.

In der Ausstellung sind etwa 40 Originalabzüge ihrer Fotos zu sehen. Die meisten stammen aus den Jahren 1926 bis 1928, als Modotti ihren eigenen Weg sozialkritischer Fotografie eingeschlagen hatte. Sie folgte der eigentümlich mexikanischen Verknüpfung von Politik und Kunst: So sind die berühmten Arbeiterhände, die einen Schaufelgriff umfassen, zu sehen, aber auch weniger bekannte Bilder von Diego Rivera auf einer Kundgebung der Roten Hilfe. Auch einige Aufnahmen aus den Jahren 1924/25 werden gezeigt, Bilder, mit denen Modotti in der estridentistischen Bewegung Erfolg hatte, einer mexikanischen Kunstströmung, die den europäischen Futurismus und Dadaismus weiterentwickelte: streng geometrische Stadionstufen und Telegrafenleitungen. Dokumente aus dem Modotti-Archiv in der Linienstraße begleiten die Fotografien mit biographischen Daten: eine Kopie der Kirchenbucheintragung zu ihrer Geburt, Briefe von Bruder und Mutter und „Photos als Waffe der R.H.-Agitation“ – ein Artikel, den Modotti zwischen 1930 und 1932 im Organ der Roten Hilfe Deutschlands schrieb. Ina Kerner

Bis 14.2., tägl. ab 18 Uhr, Galerie Olga Benario, Weserstraße 5. Vortrag heute, 19.30 Uhr: „15 Jahre Tina-Modotti-Forschung“