Barlow und die schweren Jungs

Südafrikas Söldnertruppe „Executive Outcomes“ bietet „Beratungsservice“ an, der in Afrika Bürgerkriege entscheidet – auch in Zaire?  ■ Aus Pretoria Kordula Doerfler

Das Unternehmen legt Wert auf Kundenfreundlichkeit und Zuverlässigkeit. Wer seine Dienste in Anspruch nehmen will, wird in einem hellen, freundlichen Büro empfangen. Der Rasen des gepflegten Einfamilienhaus in einem Vorort von Pretoria ist leuchtend grün. Ein zweiseitiger Hochglanzprospekt erklärt, worum es geht: „Hochprofessioneller und vertraulicher militärischer Beratungsservice an legitime Regierungen.“

Die Kunden sind in der Regel Ausländer. Zum Beispiel Angolas Regierung. Und die ehemalige Militärjunta in Sierra Leone. Das sind die bisher bekanntesten Fälle, in denen die in Pretoria ansässige Söldnertruppe mit dem harmlosen Namen Executive Outcomes Corporation (EO) ihre Geschäfte erfolgreich abwickelte. Wenn EO- Gründer Eeben Barlow für sich in Anspruch nimmt, in beiden Ländern kriegsentscheidend gewesen zu sein, ist das nicht einmal falsch. Mit tätiger Unterstützung von EO erlitten die Unita-Rebellen in Angola schwere Niederlagen. Die Rebellengruppe RUF im westafrikanischen Sierra Leone wurden aus den Diamantenfördergebieten des Landes zurückgedrängt.

All das will Barlow ohne direkte Einmischung erreicht haben. „Wir sind nicht dort, um deren Kriege zu kämpfen“, sagt der drahtige 40jährige. „Wenn wir aber bedroht werden, behalten wir es uns vor, präventive Maßnahmen zu ergreifen.“ Aber allein in Angola sind mindestens 20 EO-Leute ums Leben gekommen. EO-Piloten in russischen Hubschraubern sollen dort auch Angriffe geflogen haben.

Barlow legt Wert auf sein Äußeres. In Jeans, edlem Hemd und Cowboystiefeln könnte er auch mit Autos oder Funktelefonen handeln. Doch Eeben Barlow ist ein Profikiller, ausgebildet in den berüchtigsten Eliteeinheiten des Apartheidregimes. Die Bezeichnung Söldner lehnt er ab. „Wir bieten nur unsere Dienste und unser Know-how an. Eigene Ausrüstung haben wir nicht. Und wir kommen nur, wenn wir gerufen werden.“

Das Geschäft mit dem Krieg beruht auf den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Ist eine Regierung an der „Dienstleistung“ interessiert, macht die Firma ein Angebot. Wird man sich einig, kommt ein Vertrag zustande. Zu welchen Konditionen – darüber spricht man lieber nicht. 40 Millionen US- Dollar soll Angolas Regierung allein im ersten Jahr für den EO-Einsatz bezahlt haben, im zweiten Jahr gar 100 Millionen. 1992 ging EO in Angolas Ölfelder, um privates Wachpersonal auszubilden. Es folgte ein Vertrag mit der Regierung, um deren maroder Armee auf die Sprünge zu helfen. Gut ein Jahr später hatte die Unita den Krieg verloren, und ein Friedensvertrag wurde unterzeichnet. Der verbietet Söldnertruppen. EO aber blieb im Land und half der Regierungsarmee, Diamantengebiete zurückzuerobern. Erst Ende 1995 mußte Angola auf massiven US-Druck hin auf die EO verzichten. Der Vertrag wurde nicht mehr verlängert, die rund 500 EO-Leute wurden ausgewiesen – offiziell zumindest. Einige „Geschäftseinheiten“ blieben jedoch bestehen: Branch Mining und Branch Energy, die Schürfrechte an Gold und Diamanten haben, oder die private Wachschutzfirma Saracen International.

Barlow, gebürtig im ehemaligen Rhodesien, kämpfte jahrelang als Offizier der südafrikanischen Armee im angolanischen Bürgerkrieg – auf Unita-Seite, gegen den Weltkommunismus. Der Bürgerkrieg in Angola dauerte zwei Jahrzehnte. Daß er jetzt zu Ende ist, verbucht Barlow auch auf sein Konto. Seine Männer seien friedensstiftend in Afrika.

Sierra Leone sei dafür ein weiterer Beweis. Nach Unterzeichnung eines Waffenstillstandes lief die EO-Mission dort Ende vergangenen Jahres aus, ebenfalls sehr erfolgreich, wie Barlow meint. In Sierra Leone ließ man sich die „Beratertätigkeit“ teilweise mit Schürfrechten für Diamanten entgelten. EO, vermutlich größtes Unternehmen dieser Art weltweit, verfügt nach Angaben Barlows über rund 1.000 Männer, überwiegend aus der alten südafrikanischen Armee, der Polizei und der Befreiungsarmee des ANC. Sie erhalten Zeitverträge und werden vorher auf ihre Eignung geprüft. 80 Prozent seien Schwarze, sagt Barlow. Er kam 1989 auf seine Geschäftsidee. Noch vor der Wende in Südafrika mußte er die Armee verlassen – vollkommen ohne Grund, behauptet er heute. Barlow war Mitglied der Geheimeinheit Ziviles Kooperationsbüro (CCB), zu deren Aufgaben das Ermorden von Oppositionellen gehörte. Über künftige Einsatzgebiete schweigt sich Barlow aus.

Jüngste Zeitungsberichte, denen zufolge EO-Männer sich einer Söldnertruppe in Zaire angeschlossen hätten, um den Vormarsch der Rebellen im Osten des Landes zu stoppen, dementiert er. Daß einmal eine Anfrage aus Zaire kommen könnte, will er allerdings nicht gänzlich ausschließen. „Es wäre aber eine sehr schwierige Entscheidung, denn die Situation dort ist sehr kompliziert und unübersichtlich und bedeutet ein hohes Risiko für unsere Leute.“ Aber Präsident Mobutu Sese Seko, das ist für ihn klar, ist der rechtmäßige Herrscher über Zaire. „Schließlich ist er von der UNO anerkannt, und das ist auch für uns ein Kriterium.“

Zu Beginn der neuen Sitzungsperiode des südafrikanischen Parlaments im Februar soll nun ein Gesetz vorgelegt werden, das das Anbieten und den Verkauf von militärischen Diensten und Ausbildung oder Geheimdienst-Know- how unmöglich machen soll. Wer das tun will, braucht dann künftig die Genehmigung des Verteidigungsministeriums und eines ressortübergreifenden Waffenkontrollausschusses. Executive Outcomes „begrüßt“ das Vorhaben ausdrücklich, denn das Unternehmen fällt nach eigener Einschätzung nicht unter die verbotenen Kriterien. „Wir kämpfen nur für demokratische Regierungen“, sagt Barlow. Oder wenigstens legitimierte oder solche, die sich in Richtung Demokratie bewegen. „Sehen Sie, das ist doch in Afrika alles relativ.“