Drei Kandidaten – ein Amt

Einer wird gewinnen: Offizielle Anhörung künftiger Uni-Präsidenten  ■ Von Karin Flothmann

Der eine ist ein Technikfreak, der zweite ein Leistungsfanatiker und der dritte im Bunde ein politisch denkender Bürokrat. Allen ist nur eins gemeinsam: Sie würden gern ab dem 1. Juni die Geschicke der Hamburger Universität als Präsident lenken. Wie sie das anstellen wollen, das erzählten Wolfgang Heinicke, Hein Kötz und Jürgen Lüthje gestern den Mitgliedern von Akademischem Senat und Hochschul-Konzil.

„Nur gesunder Streit schafft Bewegung“, bekannte etwa Wolfgang Heinicke. Der gelernte Physiker hat eine Laufbahn im Management hinter sich. Kein Wunder, daß dem 59jährigen vor allem die Wünsche deutscher Wirtschaftsverbände im Ohr klingen. Er möchte den „Wirtschaftsstandort Deutschland“ in erster Linie durch die Förderung von „Spitzentechnologie“ halten. Technologieparks a la Silicon Valley haben es ihm angetan, immerhin hat er selbst einmal einen in Heidelberg gegründet. Wo er die Technologie in Hamburg ansiedeln will, blieb gestern jedoch noch unklar.

Zudem möchte Heinicke der Wirtschaft qualifiziertes Personal liefern. Deshalb sollten die Studienzeiten verkürzt, das Studium endlich mit einem qualifizierten Berufsabschluß gekrönt werden, und, last but not least, will Heinicke StudentInnen durch vermehrte Leistungsnachweise zum effektiveren Studium zwingen.

Die Leistung hat es auch Hein Kötz angetan. Mit der Wirtschaft verbindet den Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht jedoch wenig. Der 61jährige setzt bei Hochschulreformen auf Leistung. Die sollen nicht nur Studierende zeigen, sondern auch die ProfessorInnen. Und gegenseitig sollten beide sich immer wieder kontrollieren, ob die Leistung auch ausreicht.

Zudem, so verspricht Kötz, will er sich als Präsident unverzüglich um einen „Pakt der Vernunft“ zwischen Stadt und Hochschule bemühen: Auf daß der Sparzwang ein wenig milder werde und sich das Bild der Uni in der Öffentlichkeit endlich wieder zum Positiven wende: „Die Universität gilt doch als großer, schwerfälliger und kostspieliger Apparat, gelähmt durch tausend Gremien, in denen unaufhörlich lamentiert wird“, gibt der Hamburger Jura-Professor zu bedenken, „und dieses Bild hat sich in den sechs Jahren Ihrer Amtszeit, Herr Lüthje, auch in den Köpfen der Politiker eingefressen!“

Jürgen Lüthje nimmt's gelassen. Seit 1991 lenkt der 55jährige die Geschicke der Hochschule. Einige Schlaglichter seiner Bilanz: Lüthje initiierte die interne und externe Evaluation von Lehre und Forschung an den Fachbereichen und brachte damit erste, noch zaghafte Reformen ins Rollen. Mit einem Drittmittelvolumen von 130 Millionen Mark steht die Uni derzeit im Vergleich zu anderen deutschen Hochschulen gut da. Und „die engen Verflechtungen zwischen Universität und Stadt“ sind dem Präsidenten ebenfalls zur Genüge bekannt. Als versierter Amtsinhaber und Bürokrat wird der Jurist am 5. Februar kaum befürchten müssen, daß ihn das Konzil nicht erneut zum Präsidenten wählt.