Lokalkoloratur

Es gilt einen Mann zu würdigen, der sich dieser Tage als größter Schwätzer der Woche präsentierte: Günter Hammermeister, Chef des nördlichen Regionalbereichs der Deutschen Bahn AG. Dieser Tuuut-Zug-Manager mußte lügen, wie das von Repräsentanten großer Unternehmen in Krisensituationen eben erwartet wird. Aber Hammermeisters Lügen hatten so kurze Beine, daß sie nach wenigen Stunden auf der Strecke blieben. Am Mittwochvormittag kündigte er vor offenen Mikros und laufenden Kameras an, spätestens ab Donnerstagfrüh würde der Fahrplan auf dem computergeschädigten Altonaer Bahnhof wieder erfüllt. Doch derartiges wurde nie zur Realität. Fernzüge kommen und starten mit bis zu neunzigminütiger Verspätung, Regional- und Nahverkehrszüge hat der Altonaer Bahnhof seit fast einer Woche nicht mehr gesehen. Das einzige, was funktioniert, ist die S-Bahn-Verbindung nach Pinneberg. Günter Hammermeister aber lügt ein weitgehend leerstehendes, zugiges Gebäude neben dem Ottensener Bismarckbad weiterhin zu einem Bahnhof um. Gestern nun ließ er über Agenturen verbreiten: Die Deutsche Bahn AG wird die Umleitungen über Pinneberg bis einschließlich Sonntag beibehalten. Hammermeister hat dazugelernt – er vermied auch den kleinsten Hinweis darauf, um welchen Sonntag es sich handeln könnte. oet