Skalp und Gummis

■ Das Völkerkundemuseum eröffnet morgen seine neue Amerika-Abteilung

Ob Inkas oder Eskimos, Moche-Kultur oder Surinam – Amerika hat viele Gesichter, die sich gängigen Klischees entziehen. Dies beweist die neu gestaltete Amerikaausstellung im Völkerkundemuseum, die ab Sonntag öffentlich zugänglich ist, mit Sinn fürs Sportive. Denn die Exponate sind hinter einer Panorama-Wand mit Guckfenstern in verschiedenen Höhen versteckt, so daß der Besucher sie erst nach Leibesübungen erblicken kann. Auf großen Schaubildern werden Stammesgruppen in Alltagssituationen gezeigt – Eskimos in Fellkleidung oder Prärieindianer in Leder, mit Waffen und Geräten ausgestattet.

Neben Tierplastiken, Kleidung, einem Europäerskalp und Schmuck kommt aber auch die aktuelle Problematik nicht zu kurz: So erfährt man am Beispiel Guatemalas von der Verdrängung der indigenen Bevölkerung durch die Kaffeeplantagenbesitzer. Auch auf die Tragödie des Regenwaldes in Brasilien wird neben Informationen zu Maniokanbau, Masken oder Bräuchen eingegangen.

Im Mittelpunkt der kreisförmig angeordneten Ausstellung steht das amerikanische Symbol schlechthin, der Skyscraper, der allerdings Lücken und Nischen aufweist. In ihnen befinden sich Produkte, die die Welt Amerika verdankt: Tomaten, Tabak, Cornflakes, Kartoffel-Chips, Baumwolle und Gummis.

Etwas störend die auf dem Dach der Hochhausnachbildung kreisende Zigarettenschachtel, angeblich heute vor Jeans und Coke „das“ typische Amerika-Signet. Zwar kein Sponsorship, aber im nachhinein hat das Museum dafür Geld bekommen. Christoph Schlee Eröffnung: Sonntag ab 10.30 Uhr mit Musik, Kulinarischem, Kinderspiel und Filmen