■ Soundcheck
: Gehört: Charles Curtis

Gehört: Charles Curtis Charles Curtis präsentierte am Mittwoch im Kir eine kleine Reise durch den Alltag, seinen Alltag, wohl eines jeden Menschen Alltag. Zu sehen sind da drei Männer, die schöne, melancholische Lieder auf ihren Instrumenten spielen und vertraute Klänge erzeugen, indem sie altbekannte Größen wie Joni Mitchell oder Jackson Browne covern. Viele dieser Lieder werden von einem gleichmäßig, mit sanfter Stimme gesprochenen Text begleitet, den Curtis selber geschrieben hat. Diese Lyrics kommen vom Tonband, ein alter Trick, um Distanz zum Subjekt herzustellen. Bezeichnen würde man eine solche Art von Texten wohl als Alltagslyrik, die an Aufzeichnungen von Rolf-Dieter Brinkmann erinnert. Es geht um Zwiebeln, Zigaretten und all den vertrauten Kram, die Banalitäten des Lebens, die tägliche Langeweile und immer wiederkehrende Erlebnisse und Erfahrungen: „Notes of little or no importance“.

Dann ist da aber auch noch ein Ton, mal lauter, mal leiser, der außerirdisch klingt. Gelegentlich schwebt er wie eine schmerzerzeugende Rückkopplung im Raum - keiner weiß, woher er kommt. Er wird heimlich im Hintergrund erzeugt, mit Hilfe eines sogenannten Sinus-Ton-Generators, eine eigens für Curtis entwickelte Maschine, die unendliche „sound waves“ produziert. Der Apparat schafft einen monotonen Klangteppich, der die simulierte Reise erst möglich macht. Zweimal singt Curtis selbst, vorsichtig und schüchtern mit gesenktem Kopf. Charmant belächelt er einen falschen Ton, der seinem Mund entweicht und kommentiert diesen mit einem Zitat aus „These Days“: „Please don't remind me of my failings. I have not forgotten them.“

Claude Jansen/ Foto: jms