Showdown im Netz

■ Gut gegen Böse, elektronisch: Der Hacker-Dokukrimi „Data Zone“

Die Geschichte hat alles, was eine Abenteuerstory braucht: einen boshaften Schurken, einen strahlenden, jungen Helden, der den Schurken zur Strecke bringt. In einer Nebenrolle die Frau, die für amouröse Verwirrungen sorgt. Und zum Schluß einen rasanten Showdown. Doch die Geschichte, die „Data Zone“ erzählt, ist kein amerikanischer Krimi. Das Buch erzählt dokumentarisch von der Suche nach dem kalifornischen Hacker Kevin Mitnick, der unter dem Tarnnamen „Dark Side Hacker“ jahrelang in Firmencomputer einbrach. Als er am ersten Weihnachtstag des Jahres 1994 im Rechner des Computersicherheitsexperten Tsutomu Shimomura auf Datenklau war, hatte er sich, wie es im Jargon der Ami-Actionthriller heißt, „den falschen Mann ausgesucht“. Shimomura „schnappt sich seinen 2,4-Giga-Byte-85-MHz- Sparc-Laptop samt seinem Funktelefon und nimmt die Verfolgung auf...“.

Um der technischen Chronik Spannung zu verleihen, stilisieren Shimomura und der New York Times-Reporter John Markoff, der ihm beim Abfassen des Buchs geholfen hat, die ganze Geschichte zu einer moralischen Auseinandersetzung zwischen dem totalen Computerguten und dem absoluten Computerbösen. Das funktioniert nur bedingt: Höchstens Unix- Programmierer dürften es aufregend finden, wenn Shimomura seitenlang beschreibt, mit welchen Rechnertricks es ihm gelang, Mitnick schließlich zu stellen. Die deutsche Hackergazette Datenschleuder vom Chaos Computer Club warnte ihre Leser schon entsprechend: „Die neuesten Hacks wird man hier nicht finden.“

In Amerika sind zwar schon mehrere Bücher über legendäre Hacker erschienen. Doch „Data Zone“ ist das erste Buch, das so ausführlich von der Jagd nach einem einzelnen Hacker erzählt – wenn auch nicht das einzige über diesen Fall. Shimomuras Version der ganzen Geschichte wird in einem anderen Buch über Kevin Mitnick, das in den USA kurz nach „Data Zone“ erschien, stark relativiert. In ihm erscheint Mitnick nicht als diabolischer Computerirrer, sondern als etwas seltsamer junger Mann mit Kontaktproblemen, dessen Hacks wohl eher ein Zeichen von Isolation als von echter Bösartigkeit waren. Tilman Baumgärtel

Tsutomu Shimomura: „Data Zone – Die Hackerjagd im Internet“. dtv Premium, 350 Seiten, 34 DM