Reform trifft den Norden

■ Wirtschaftliche Sorgen durch massiven Stellenabbau bei der Bundeswehr

Was in Hamburg kaum spürbar sein wird, trifft das wirtschaftlich ohnehin strukturschwache Schleswig-Holstein empfindlich. Gestern nannte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) in Bonn erstmals konkrete Zahlen. Heute will er sie dem Verteidigungsausschuß des Bundestages präsentieren. Danach werden in Hamburg 1200 Stellen von Soldaten und zivilen Angestellten abgebaut – 6000 bleiben. Im nördlichsten Bundesland dagegen sollen knapp 8000 Stellen gestrichen werden. Und es stehen allein Streichungen auf den Plänen der Hardthöhe, keine Konversionsmaßnahmen – also Umwandlung von militärischen Anlagen für die zivile Nutzung und damit der Erhalt von Arbeitsplätzen.

Der Verlust von Arbeitsplätzen, der Wegzug von vielen Wehrpflichtigen und Freiwilligen und die damit einhergehenden drastischen Kaufkraftverluste bedrücken Kommunal- und Landespolitiker in Schleswig-Holstein. Diese Folgen werden besonders eine Gemeinde voll treffen. Der Standort Seeth (Kreis Nordfriesland) wird aufgegeben, 870 Stellen fallen weg.

Auch der Kieler Vorort Kronshagen (Kreis Rendsburg-Eckernförde) wird deutliche wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen. Das hier ansässige Bundeswehrkrankenhaus wird aufgelöst. Drastische Reduzierungen stehen auch den Garnisonsstädten und -gemeinden Albersdorf und Heide (beide Kreis Dithmarschen), Flensburg, Kellinghusen (Kreis Steinburg), Boostedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde), Neumünster und Schleswig ins Haus. In der 30.000-Einwohner-Stadt Schleswig zum Beispiel werden über 1000 Arbeitsplätze dem Bonner Rotstift zum Opfer fallen.

Insgesamt ergibt sich für Schleswig-Holstein ein Abbau von 6471 Stellen bei den Soldaten und 820 bei den Zivilbeschäftigten. Hinzu kommen 621 Stellen im Bereich der territorialen Wehrverwaltung. Das nördlichste Bundesland wird 77 Bundeswehr-Standorte mit etwa 50.000 Beschäftigten behalten.oet