Einfach ins Viertel swutschen

■ „Bremen braucht eine Hanse-Ringbahn“, finden Aktivisten in SPD-Ortsvereinen und rühren jetzt die Werbetrommel

Rolf Wolle liebt „kleine Spinnereien“ – vor allem wenn sie praktisch sind. Das SPD-Mitglied im Ortsverein Peterswerder/Steintor war es leid, nach jedem Theater- oder Kinobesuch „noch ewig mit Bus und Bahn zum Biertrinken ins Viertel zu gurken“. Der Ärger über sinnlosen Kreuz- und Querverkehr setzte bei Wolle kreative Energien frei: „Bremen braucht eine Ringbahn“, sagt Wolle, die neue Linie 8. Sie soll auf alten Gleisen einmal im Ring die Stadt umkreisen – vorbei an sämtlichen Bremer Kulturstätten, Einkaufs- und Kneipenzentren sowie Sehenswürdigkeiten. Doch die BSAG blockt ab bei soviel „kostspieligen“ Spinnereien, so BSAG-Sprecher Jürgen Lemmermann.

Dabei war die ehemalige Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte sofort begeistert: Sie will das Thema „Hanse-Ringbahn“ jetzt offiziell als Mitglied im Aufsichtsrat der BSAG durchpeitschen, so Wolle. Auch andere SPD-AktivistInnen in Ortsvereinen stimmen in den Lobgesang ein. „Wir brauchen schließlich etwas Phantasie in diesen lausigen Zeiten“, sagt Rolf Wolle. Denn die Ringbahn könnte auf alten Gleisen fahren und gleichzeitig Touristen sowie kultur- und einkaufswütige BremerInnen glücklich machen. Davon könnten Einzelhandel, Gastronomie und der Kulturbereich profitieren – ohne dabei gleich Großinvestitionen zu betreiben.

Doch von Freudentaumel kann bei der BSAG bisher keine Rede sein. „Wir müssen dazu in der gegenwärtigen Situation wohl leider nein sagen,“ wehrt BSAG-Sprecher Jürgen Lemmermann ab. Zuviele Millionen hätte man schon in die Linie 4, die verlängerten Linien 5 und 6 gesteckt, „da müssen wir jetzt sehen, wie wir die Grundversorgung aufrechterhalten.“ Außerdem sei das mit den schon vorhandenen Gleisen „so eine Sache“, wiegelt Lemmermann ab. „Wir müßten für die Ringbahn noch einiges tun“, sagt er vage: Zum Beispiel neue Fahrzeuge für je vier Millionen Mark anschaffen. „Da gibt es noch einiges durchzurechnen.“

„Das interessiert mich nicht“, sagt dagegen Rolf Wolle, der als sachkundiger Bürger im SPD-Verkehrsausschuß sitzt. „Im Gegenteil, jetzt sollen noch mehr Bürger rumspinnen“, fordert Wolle und hofft auf die offiziellen Gespräche der BSAG im Aufsichtsrat. kat