Nachgefragt
: Bei Lehrern sparen

■ SPD sieht Sparpotential an Schulen

Wie beim Personal des Landes Bremen erheblich zu sparen wäre, das hat die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Ulrike Hövelmann, vorgerechnet: Hochbezahlte Lehrkräfte sind überall mit Arbeiten befaßt, die normalerweise nach BAT geringer eingestuft sind. Wir fragten nach.

taz: Die Bildungsdeputierten der SPD haben festgestellt, daß Lehrer in wesentlichem Umfang gar keine Lehrer-Tätigkeit leisten.

Ulrike Hövelmann: Sie pflegen und füttern behindete Kinder, leiten Vorklassen, arbeiten in Schulbibliotheken, machen die praktische Unterweisung an Berufsschulen, warten Maschinen und Anlagen. Da sagen wir: das ist weder unter inhaltlichen Gesichtspunkten sinnvoll noch unter haushaltspolitischen.

Am 1. Februar sollen doch Schulversuche beginnen, in denen Lehrer ihre Arbeitszeit anders als in den 45-Minuten-Stunden an der Schule organisieren. Wie hängen beide Reformen zusammen?

Gar nicht. Auch bei veränderterten Lehrerarbeitszeiten sollten in den Vorklassen Sozialpädagogen eingesetzt werden. Eine Sozialpädagogin kostet das Land 85.000 Mark im Jahr, eine Lehrerin 112.000 Mark.

Reine Beaufsichtigung von Kindern nach dem Unterricht muß auch nicht von Lehrern passieren.

Genau. Das könnte auch für die Kinder attraktiv sein, in solchen Bereichen nicht wieder auf ...

...die Pauker zu stoßen...

nicht auf die Lehrer, die sie am Vormittag gehabt haben.

Im Moment gibt es aber zuviele Lehrer und keine freien Stellen.

Der Finanzsenator geht von einem Lehrerstellen-Überhang von ca. 200 aus. Unser Vorschlag zielt in diesem Punkt auch auf die Neueinstellungen, die erforderlich werden, wenn die Pensionierungswelle kommt.

Und die kommt?

In wenigen Jahren, auf alle Fälle. Bis dahin müssen wir uns auf eine andere Einstellungspraxis verständigt haben.

Wie groß ist der Anteil von Nicht-Lehrerarbeit?

Es gibt keine Statistik. Aber an der Hauswirtschaftlichen Berufsschule in der Neustadt zum Beispiel sind 11 Stellen für Lehrmeisterinnen-Tätigkeiten nicht fachlich besetzt, die praktische Ausbildung wird von Lehrerinnen wahrgenommen. Die kosten insgesamt 400.000 Mark jährlich mehr als Lehrmeisterinnen kosten würden. An anderen Berufsschulen sieht es ähnlich aus, sehr lange schon sind keine Lehrmeister mehr eingestellt worden. Int.: K.W.