Achim will kein Abwasser exportieren

■ Stadträte halten Ausbau der eigenen Kläranlage für günstiger als Entsorgungs-Angebot der BEB

Die Achimer werden ihr Abwasser wohl behalten und eine dritte Reinigungsstufe in ihrer eigenen Kläranlage Clüverswerder bauen. Die Bremer Entsorgungs-Betriebe (BEB) hatten angeboten, das Achimer Abwasser in ihrer Kläranlage Seehausen zu reinigen. Eine Mehrheit im Stadtrat scheint aber überzeugt zu sein, daß Abwasserreinigung in Eigenregie billiger kommt. Die Entscheidung fällt in der Ratssitzung am 29. Januar.

Die Achimer stehen unter Zeitdruck, weil die neuen Abwasser-Richtlinien bis 1999 eine dritte Reinigungsstufe verlangen. Seit aber die BEB im Sommer überraschend ein Angebot abgegeben hatten, wird hinter den Kulissen mit harten Bandagen um die Entsorgung der jährlichen 1,9 Millionen Kubikmeter Achimer Abwassers gerungen.

Die Achimer Stadtverwaltung und ein beauftragtes Ingenieurbüro haben jetzt im Verwaltungsausschuß neue Kalkulationen vorgelegt. Demnach sinken die Investitionskosten für das neue Klärbecken auf etwas über 18 Millionen Mark, nachdem vor zwei Jahren noch mehr als 20 Millionen genannt worden waren. Mit diesen neuen Berechnungen sticht die neue Anlage das BEB-Angebot aus, glauben die Stadtväter. 15 Pfennig pro Kubikmeter werden als Differenz genannt (4,40 zu 4,25 Mark). Denn die BEB habe in ihrem langfristigen Vertragsangebot einen Preissteigerungsindex eingerechnet. Die eigene Kläranlage könnte dagegen zu einem Fixpreis gebaut werden.

Diese Argumente haben auch die bisher zaudernde CDU nach Auskunft ihres stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Johann Ditzfeld überzeugt, für eine Abwasser-Entsorgung in Eigenregie zu stimmen, wie sie von der SPD (mit 18 Stimmen größte Fraktion im Rat) ohnehin bevorzugt wird. Ebenso sieht das die Wählergemeinschaft Achim (WGA). Ein Controllingbüro habe für ihn glaubhaft nachgewiesen, daß die Baukosten gesunken seien, sagte WGA-Fraktionschef Karl-Heinz Lichter. Daß die Rechnung noch nicht einen auf drei Millionen Mark geschätzten Ersatz für den maroden Faulturm beinhalten, stört Lichter nicht. Die Grünen wollen, laut Fraktionschef Eckhard Feige, noch einmal genau rechnen.

Nach Meinung der BEB wäre der umländische Dreck leicht in der nicht ausgelasteten Anlage in Seehausen zu behandeln. Eine vier Kilometer lange Druckrohrleitung vom Achimer Klärwerk nach Bremen würde etwa vier Millionen Mark kosten. Den Restwert ihres Klärwerkes von 5,9 Millionen Mark müßte Achim dann abschreiben. Außerdem hätten die Achimer sichere Preise über 30 Jahre.

Wie es hieß, liegt das letzte Angebot der BEB bei 2,9 Millionen fix und 65 Pfennig pro Kubikmeter, das macht etwa 2,16 Mark pro Kubikmeter. „Wir können nicht unbegrenzt runter gehen“, sagt BEB-Sprecher Friedhelm Behrens, „sonst steigen uns die anderen Gemeinden aufs Dach“. Denn Bremen nimmt bisher schon die Abwässer aus Stuhr-Weyhe, Lilienthal, Schwanewede und Ritterhude ab.

Unter der Hand wird bei der BEB jedoch vermutet, daß es bei den Berechnungen der Achimer Verwaltung nicht mit rechten Dingen zugeht. Schließlich beruhten die genannten Neubaukosten allein auf Schätzungen, Angebote von Baufirmen sind noch nicht einmal eingeholt. Der Achimer Stadtdirektor Wolfgang Hellermann war bei einer Ratssitzung kurz vor Weihnachten bös aus der Rolle gefallen und hatte das BEB-Angebot als „Werk impotenter Nichtskönner“ beschimpft. jof