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: Handyman und Freunde - Luther Allison im Tränenpalast

Im Mai vergangenen Jahres bekam Luther Allison gleich fünf Handys. Nein, keine Mobiltelefone, sondern notenförmige Trophäen, die in der Blueswelt den Film-Grammys entsprechen. Blues-Entertainer des Jahres, Gitarrist des Jahres, Album des Jahres usw. Kurz danach erschien seine neue CD mit dem Titel „Where have you been?“. Hieß die Frage wirklich nur vordergründig „Wo war Luther Allison die letzten Jahre?“ oder war sie ironisch an die Preisverleiher und Medien gerichtet, die ihn, der jahrelang konsequent seinen rockigen Bluesstil spielte, genauso lange ignorierten und erst 1995 wegen seines 18. Albums, „Blue Streak“, entdeckten? Denn zu überhören war Luther Allison eigentlich nie. Schon vor 40 Jahren gründete der in Arkansas geborene Schuhmacherlehrling in Chicago eine Gruppe namens Rolling Stones, die nie eine Platte aufnahm. Bald leitete Allison Bands unter eigenem Namen und lernte bei zahllosen Jam Sessions mit dem etwa gleichaltrigen Magic Sam, mit Buddy Guy und Freddie King.

1969 erschien seine erste LP, „Love Me Mama“, und noch im selben Jahr wurde sein elektrisierender Stil beim großen Ann Arbor Blues Festival so begeistert aufgenommen, daß Motown ihn unter Vertrag nahm. Die Firma wußte nicht, wie Blues zu vermarkten ist, und seine drei LPs standen bald in den Grabbelkisten.

Aber Allison glaubte unbeirrt an sich. Von seinen stundenlangen schweißtreibenden Konzerten schwärmten die Zuschauer, und 1976 kam er erstmals nach Europa. Die größere dortige Akzeptanz veranlaßte ihn schließlich, sich 1984 in Paris niederzulassen. Er scheute sich nicht, Elemente aus der Rockmusik und von Jimi Hendrix in seine Varianten des Blues einzuarbeiten, was ihm allerdings auch als Anbiederung an das Rockbusineß angekreidet wurde. Mit der 1992 veröffentlichten Scheibe „Hand me down my Moonshine“ bewies er, daß er den traditionellen akustischen Blues nicht vergessen hatte.

Seine letzten Alben mit Songs wie „Freedom“, „Big City“ und „Move From The Hood“ zeigen Allison auch als sozialkritischen Texter. Zwischendurch wird das anscheinend unermüdliche Energiebündel – immerhin 57 Jahre alt – aber auch ein paar Klassiker wie „Sweet Home Chicago“ einstreuen – Blues pur! Norbert Hess

Heute, 20 Uhr, Tränenpalast, Reichstagufer 17, Mitte