"07 steigt auf, BVB nicht"

■ Friedrich Küppersbusch über den Landesligisten Hamborn 07, mit dessen morgiger Liveübertragung die taz ins Fußballgeschäft einsteigt

Nach langen Grundsatzdiskussionen hat sich die taz entschlossen, ins Fußballgeschäft zu investieren. Und zwar zunächst mit einer Bandenwerbung bei Hamborn 07. Der Fußball-Landesligist wird seit Saisonbeginn vom WDR-Magazin „Privatfernsehen“ gesponsert. Samstäglich informiert Moderator Friedrich Küppersbusch in der ARD in Ausschnitten über die Spiele von 07.

taz: War das klug mit der Bandenwerbung – oder hätte man mit den 1.800 Mark besser bei Borussia Dortmund groß einsteigen sollen?

Küppersbusch: Hamborn 07 steigt auf, der BVB nicht. Ein richtungsweisendes Investment. Im übrigen habe ich dem Gelsenkirchener Küchenhersteller Küppersbusch empfohlen, es der taz gleichzutun, andernfalls ich endgültig den Namen meiner Gattin annehmen werde.

Zuletzt ist das Team ja zweimal abgestiegen ...

... was uns stolz und zuversichtlich macht. Wir haben in der 5. Liga die Verhandlungen aufgenommen, was Hamborn spontan mit dem Abstieg in die 6. quittierte. Da hieß es: zugreifen.

Am Sonntag wird erstmals live übertragen?

Hier wird sich bereits auszahlen, daß Sie noch fünf Meter auf der Gegengeraden bekommen haben. Die sieht man im Fernsehen am besten. Zum Spiel selbst: Vor 44 Jahren und 24 Tagen wurde zum ersten Mal im deutschen Fernsehen ein Fußballspiel live übertragen: Die Hamborner Löwen schlugen St. Pauli 4:3. Bei der Begegnung Hamborn–St. Pauli handelt es sich also um das späteste Rückspiel der TV-Geschichte, ein weiterer Superlativ (WDR, Sonntag, 14.30 Uhr)

Welche Qualitäten hat der Verein?

In der Landesliga kann die Zuschauerzahl schon mal zweistellig sein. Im Spitzenspiel Bottrop- Hamborn dagegen waren es neulich immerhin 1.000. Das hat mit der Tradition des Klubs zu tun: Früher war Hamborn gleich Thyssen, heute ist es eben Hamborn gleich arbeitslos. Uns hat vor allem imponiert, daß die Mitglieder auch nach zwei Abstiegen keinerlei Zweifel an der Kompetenz der Klubleitung erkennen ließen.

Wer ist Ihr Lieblingsspieler?

Als Repräsentant des Hauptsponsors muß ich mir bei dieser Frage Zurückhaltung auferlegen. Zudem hat es mich verunsichert, daß unser Goalgetter Massimo Lo Mele (13 Saisontore) mir im Interview nicht zusichern wollte, bei keinem anderen Verein zu unterschreiben. Ich werd' dem Niebaum doch nicht öffentlich verpetzen, wen er uns zocken soll.

Neulich hatte Hamborn fast das Tor des Monats?

Frank Cho hatte den Ball unterlaufen und hinterrücks in der Luft liegend mit der Hacke noch für Mark Franke verlängern können. Machte 7.000 Postkarten und Platz zwei hinter Paolo Sergio von Leverkusen.

Wer wird nächste Saison kommen? Klinsmann? Kutowski?

Anfangs hatten wir schon das „Elton-John-Konzept“ im Hinterkopf. Er höhlte den FC Watford aus und pumpte die traditionsreiche Hülle mit Geld auf, daß es für den Durchmarsch von der 5. in die 1. Liga langte. Dann erzählte mir unser Präsident Heinz-Günther Scheglow, wie er sich als kleiner Junge in den Sommerferien in die Schulungslehrgänge am Duisburger Kaiserberg einschmuggelte und dabei einen anderen kleinen Kerl bestaunte, der Hans-Hubert Vogts hieß. Ein paar hundert Anekdoten später waren wir überzeugt, an Kompetenz mit der vorhandenen Klubführung nicht wetteifern zu können.

Ist der Trainer soweit in Ordnung? Auch als Psychologe?

Mit den goldenen Worten „Und wenn einer meint, er muß da Hacke, Spitze, einszweidrei machen, isser nach fünf Minuten vom Platz“ hat Toni Puszamszies schon in der ersten Mannschaftsbesprechung unser volles Vertrauen gewonnen. Er war Profi in Uerdingen und neigt auch als Trainer nicht dazu, den artistischen Aspekt überzubewerten.

Planen Sie mit der Kooperation WDR/Hamborn das große Geschäft wie die UFA mit Hertha?

Uli Hoeneß fordert immer, die Klubs sollten sich künftig direkt vermarkten. Es wird ihn sicher freuen, daß wir in dieser Frage auf seiner Seite stehen. Unterhalb der 4. Liga fließen eh keine Fernsehgelder vom DFB mehr. Immerhin waren alle 16 Landesliga-Klubs bereit, ihre Hamborn-Spiele auf den Samstag zu verlegen – ohne eine Mark zu verlangen.

Was hält der DFB von dieser Zusammenarbeit?

Als Werbepartner von Hamborn 07 sollten wir beide uns darauf einigen, keine Fragen zu besprechen, die das überraschende Ende der TV-Übertragungen erzwingen könnten.

Wird St. Pauli morgen weggeputzt?

Die Hängepartie um die Vertragsverlängerung von Trainer Maslo; sein angeblicher Machtkampf mit Pröpper, dazu der §-11-Streit um Driller – das tut mir ja auch leid, aber St. Pauli hat praktisch keine Chance. Interview: Peter Unfried