„Sicherlich positiv“

■ Nach der Entlassung von Marketing-Chef Klöpper. Interview mit HSV-Vize Volker Lange: Was sich ändern soll, damit alles besser wird

Sechs Jahre arbeitete André M. Klöpper erfolgreich für den HSV, vergangenen Mittwoch war Schluß. Der Marketing-Leiter wurde fristlos entlassen. „Vertragsbruch“ wirft das HSV-Präsidium dem 29jährigen vor. Er habe „sich nichts vorzuwerfen“, sagt Klöpper. HSV-Vizepräsident Volker Lange ist anderer Ansicht.

taz: Ist ein Rechtsstreit vor dem Arbeitsgericht noch zu verhindern?

Volker Lange: Das hängt nicht alleine von uns ab. Ich weiß nicht, ob wir noch einen Kompromiß erzielen können.

Werden Sie sich wie angekündigt heute erneut mit Dr. Horst Daube treffen, dem Anwalt von Herrn Klöpper?

Heute mittag kommt das HSV-Präsidium zusammen. Dann werden wir über unser weiteres Vorgehen beraten. Vielleicht ist es ratsam, daß auch der HSV einen Anwalt einschaltet. Bislang habe ich ja die Verhandlungen geführt. Ich glaube nicht, daß es heute aus Termingründen noch zu einem Gespräch kommt.

Die Verfehlungen Klöppers sind nicht bekannt. „Die Welt“ behauptet, er habe sich durch „unerlaubte Provisionen bereichert“.

Warum sollte ich jeden Zeitungs-Bericht bestätigen oder dementieren? Das Präsidium des HSV hatte gute Gründe für die fristlose Entlassung. Ohne vorherige juristische Beratung hätten wir diese Entscheidung nicht getroffen.

Seit wann wußten Sie von Klöppers Aktivitäten?

Erste Hinweise haben wir Ende November erhalten, seitdem wurde recherchiert. Im übrigen liegen die Vorgänge, die sich regelmäßig ereignet haben, schon sehr lange zurück. Sie fallen nicht in die Präsidentschaft von Uwe Seeler.

Unter wessen Regentschaft denn? Klöpper hat ja schon unter Seelers Vorgängern, Jürgen Hunke und Ronald Wulff, gearbeitet.

Dazu möchte ich mich nicht äußern.

Vielleicht aber dazu, wie es passieren konnte, daß sich ein leitender Angestellter anscheinend ungestört bedienen konnte. Hat der HSV geschlafen?

Bislang sind im HSV noch nicht die Strukturen vorhanden, die in einem Wirtschaftsunternehmen mit einem Jahresumsatz von 56 Millionen Mark üblich und notwendig sind. Das innerbetriebliche Controlling ist noch nicht stark genug. In diesem Bereich hat der HSV Schwächen ...

... die André M. Klöpper, der manchen schon wie der„Jürgen Schneider vom Rothenbaum“ erscheint, eiskalt ausgenutzt hat.

Ihrem Namensvergleich widerspreche ich ausdrücklich. Ich will nur darauf hinweisen, wie wichtig Umstrukturierungen und Zuständigkeitsänderungen sind.

Was wird sich tun und wann?

Spätestens zur neuen Saison wollen wir die Bereiche „Merchandising“ und „Sponsoring“ voneinander trennen. Ein laufendes Controlling-Verfahren muß eingeführt werden.

Soll das der neue Aufsichtsrat machen?

Das können ehrenamtliche Kräfte nicht.

Wann wird Klöppers Nachfolger bestimmt?

Wir haben bereits 38 Bewerbungen vorliegen (unter anderem auch von Dirk Lange, Freund und Schwimm-Trainer der HSV-Werbepartnerin Sandra Völker; die Red.). Ich hoffe daß wir zur Rückrunde einen neuen Marketing-Leiter haben.

Wieviele Sponsoren sind abgesprungen, weil sie das Vertrauen verloren haben?

Keine. Ich glaube nicht, daß die Vorfälle das Vertrauen in den HSV beeinträchtigt haben – und auch nicht werden. Daß wir sehr schnell Einhalt geboten haben, wird sicherlich positiv wahrgenommen.

Fragen: Clemens Gerlach