TuS Winner-Walle

■ Handballerinnen schlagen Ljubljana / Sieg in Champions-League kommt aber zu spät

Lieber Otmar Hitzfeld, oder Berti Vogts oder wie ihr alle heißt, ihr Göttertrainer. Geht uns bitte nie wieder mit Klagen über Verletzungspech auf den Geist. Das tut der TuS Walle auch nicht. Und die gewinnen obendrein noch 20:19 im Champions-League-Spiel gegen den klaren Favoriten Krim Electra Ljubljana.

So geschehen am Samstag abend vor 600 ZuschauerInnen in der Walle-Halle. Und das, obwohl sechs Stammspielerinnen ausgefallen waren. Zusammen mit den fünf Nationalspielerinnen, die Walle 1996 verlassen haben, fehlte also eine komplette Nationalmannschaft inklusive Ersatzbank.

Trotzdem war von Resignation nur ansatzweise etwas zu spüren. Eher ein kleiner Krampf im Angriff. Wiewohl sich die slowenische Abwehr auch hartnäckig weigerte, sich überlisten zu lassen. Das gelang zu Beginn der Partie fast nur Czilla Dolmany, die sich immer wieder in das Krim-Abwehr-Bollwerk hineinwühlte. So gesehen durfte es nicht verwundern, daß die Sloweninnen plötzlich mit vier Toren davon zogen, wenngleich der Pausenstand mit 10:11 wieder Anlaß für Waller Hoffnung gab.

Was handballerisch dann in der zweiten Halbzeit passierte, war wirklich sehenswert. Trainerin Marina Basanova trat nicht nur kurzzeitig, sondern vollzeit aufs Parkett. Sie schnürte die alten Turnschuhe zu und gab Anweisungen nicht mehr von der Bank, sondern direkt beim Sprungwurf. Und dann lief es beim TuS Walle wieder wie in alten Meistertagen. Trainerin Basanova war bei weitem nicht die beste Spielerin. Aber sie setzte Signale für das Waller Volk, und die anderen zogen fantastisch mit. Vor allem Torfrau Silke Christiansen. Sie hielt fast alles was da kam. Und warf in klassischer Tempogegenstoßmanier selbst ein Tor.

Dennoch blieben zwei Wermutstropfen haften: Die stets hochgelobte trommlerische Unterstützung des TuS Walle kam am Samstag vollständig unter die Räder und verlor haushoch gegen den Fanclub Laibach, trotz eindeutiger Feldüberlegenheit von sechs Bremer- gegen zwei Krim-Trommeln. Aber die Slowenen droschen wie bekloppt auf die Felle ein. Frei nach dem Motto: „Scheiß auf die Trommel, nur der Europapokal zählt.“

Und zweitens: Trotz des phänomenalen Sieges – die Aussichten auf das Champions-League-Viertelfinale sind nach wie vor denkbar schlecht. Walle müßte auswärts gegen den Pokalfavoriten Budapest gewinnen. Und Ljubljana dürfte nur knapp Artas Athen schlagen. Aber egal. Eins dürfen sich die Wallerinnen ans Revers heften. Sie haben den Europapokal nicht verbaselt. Verbaselt hat ihn das alte Pleite-Management. Nach dem Konkurs und dem Verlust des halben Kaders war ein Überleben im starken europäischen Frauenhandball kaum möglich. So gesehen haben sich die Bremerinnen bravourös verkauft.

P.S. Lieber Otmar Hitzfeld oder Berti Vogts etc. Laßt jetzt bitte die Fußballschuhe am Haken. jeti