Nachgefragt
: Neue Wege

■ BürgerInnen in Horn wollen Bibliothek weiterführen. Interview mit Aktivistin

In den Stadtteilen Horn-Lehe, Borgfeld, Oberneuland und Schwachhausen hat sich jetzt ein „Förderverein Bibliothek Horn-Lehe“ gegründet. Ziel ist es, die zu schließende Bibliothek mit ehrenamtlichem Engagement weiter zu betreiben. Fünfzehn BürgerInnen sowie Ortsamtsleiter und Beiratssprecher sind bereits Mitglied. Wir sprachen mit der Vereinsvorsitzenden Karola Jamnig-Stellmach.

taz: Wie sind Sie auf die Vereinsidee gekommen?

Vereinsvorsitzende Karola Jamnig-Stellmach: Wir hatten eine öffentliche Beiratssitzung, zu der auch Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs kam. Sie hat den Beirat ermutigt, es doch mal ehrenamtlich zu versuchen.

BürgerInnen könnten Ausleihe und andere Aufgaben bewältigen. Aber wer soll für das Gebäude, den Bücherbestand und sonstige Kosten aufkommen?

Bremen muß ja Bibliotheken schließen, weil zu wenig Personal da ist. Deshalb sollen die Kollegen aus zu schließenden Bibliotheken einfach in die verbleibenden Häuser umgesetzt werden. Diese Lücke könnten wir also durch freiwillige Helfer schließen. Über alles andere müßten wir verhandeln. Schließlich ist ja schon beschlossen, daß die gesamte Horn-Leher Bibliothek ausgeräumt werden soll.

Haben Sie schon mit der Behörde und der Bibliotheksleitung gesprochen?

Nein, wir haben unser Konzept mitgeteilt und um ein Gespräch gebeten. Es sind ja soviele Rahmenbedingungen zu klären, damit das Ehrenamt überhaupt greifen kann. Wir haben ja gar keine offiziellen Zahlen über die finanzielle Situation des Standortes Horn-Lehe. Ich bin nicht sicher, daß die Stadtbibliothek ein Interesse hat, sie uns zu zeigen.

Warum nicht?

Augenscheinlich kann sich die Bibliotheksleitung nicht vorstellen, mit Laien zu arbeiten. Dabei sollte sie doch als Dienstleister eher den Bürgern als der Politik verpflichtet sein. Dabei wäre es doch viel sinnvoller, neue Wege zu gehen anstatt immer weiter nur Mangel zu verwalten.

Sie sprechen davon, daß der Staat nicht mehr alles leisten kann. Entlassen Sie ihn damit nicht jetzt völlig seiner Verantwortung? Vor dem Sparzwang kann ja konzeptionell viel schiefgegangen sein.

Ich denke, daß neue Wege von außen angeschoben werden müssen. Wir haben für insgesamt fünf Ortsteile mit 80.000 Einwohnern bisher nur eine Bibliothek gehabt. Sie ist ein Aufenthaltsort für Jugendliche der benachbarten Schule. Wir erarbeiten für den Erhalt jetzt ein tragfähiges Konzept.

Fragen: kat

Wer sich engagieren will, meldet sich bei den vier Ortsämtern oder bei Karola Jamnig-Stellmach,