Klingende Röhrlinge

■ Heute abend bei der MIB: Musiktheater-Performance von den „Pilzfreunden“

Komplexe Prozesse und Klangvernetzungen im Raum-Zeit-Kontinuum führten „Die Pilzfreunde“ im Süddeutschen zusammen. Nun wollen sie auch im hohen Norden sonore Röhrlinge, pulsierende Lamellenklänge und morchelförmige Tonstrukturen hervorbrechen lassen. Im Spannungsfeld mehrdimensionaler Myzelstrukturen (Myzel=Pilzfäden) und elektrifizierten Sporenflugs wachsen Klänge mit seltsamen tonalen Zentren. Immer wiederkehrende Formfolgen aufgrund tonaler Sklerotia (verhärtete Verbindung) und/oder rhythmischer Antibiosen (Vernichtung von Bakterien durch Pilzstoffe) faszinierten das Publikum, versichern die „Pilzfreunde“.

Christine Engel (Vibraphon, Perkussion, Stimme) und Lukas Lindenmaier (Drums, Perkussion, Stimme), beide aus Freiburg, sowie Frank Rühl (Gitarre, Stimme) aus Gießen laden nicht nur zu einer ausgefallenen Pilzexkursion ein, sie versprechen sogar, unter besonders günstigen Bedingungen unkontrollierte Hexenringe wachsen zu lassen, was immer das bedeuten mag. Jedenfalls basteln die drei ImprovisatorInnen in ihrer Musiktheater-Performance immer neue Collagen aus ungewöhnlichen Klängen und Texten.

Einer der Bezugspunkte sind dabei die musiktheoretischen und pilzkundlichen Arbeiten von John Cage, aber auch die Damen und Herren Stein, Burroughs, Jarry, Shakespeare nehmen, unter anderen, an den mykologischen Klang-exkursionen teil. Ebenso selten wie einige der ausgesuchten Pilze sind manche der dabei zum Einsatz kommenden Instrumente, z.B. eine Marimba Eroica, Warteck Bowls oder Hubkaphone. Alle drei MusikerInnen sind seit längerem auch in den Grenzbereichen von improvisierter Musik und anderen Künsten wie Tanz, Theater oder Film aktiv. Wenn von der wortspielerischen Programmankündigung auf die Spielhaltung geschlossen werden kann, darf man durchaus unterhaltsame Klangexeperimente jenseits akademischer Sprödheit erwarten.

Arnaud

Am Dienstag abend, 21 Uhr, im MIB-Saal, Buntentorsteinweg 112.