Deutsches Plutonium für Lifting der US-Bomben

■ Werden die Kalkar-Brennelemente doch für militärische Zwecke verfeuert?

Berlin (taz) – Aus einer letzten Mittwoch in den USA veröffentlichten Erklärung des US-amerikanischen Energieministeriums geht hervor, daß das Ministerium zur Zeit die Wiederinbetriebnahme des Bombenstoffreaktors FFTF im Bundesstaat Washington prüft. In diesem schnellen Brüter will die US-Firma ANMS – nach einem der taz vorliegenden unterschriftsreifen Vertrag zwischen ANMS und der Schnellbrüter Kernkraftwerksgesellschaft (SBK) – die noch in Hanau und im schottischen Dounray lagernden Brennelemente verfeuern. Die waren von der RWE-Tochter SBK einst für den nie in Betrieb gegangenen schnellen Brüter in Kalkar produziert worden. Vor dem Abriß der alten Brennelementefabrik der Firma Siemens in Hanau und des dortigen Atombunkers müssen die SBK-Brennelemente raus. Und auch in Dounray läuft die vertraglich festgelegte Lagerzeit aus.

Der Vertrag mit der US-amerikanischen Firma soll der SBK das Problem vom Halse schaffen. Angeblich will der Vertragspartner ANMS die Brennelemente ausschließlich zur Produktion von Isotophen für medizinische Zwecke nutzen – im Bombenstoffreaktor FFTF im Staate Washington. Das US-Energieministerium prüft allerdings nur zwei Optionen für den zur Zeit stilliegenden Reaktor: die Wiederinbetriebnahme zur Tritiumproduktion für das US-Atombombenprogramm oder die endgültige Stillegung. Eine rein zivile Nutzung, wie von ANMS gegenüber der SBK angeblich suggeriert, steht also nicht zur Diskussion. Die plutoniumhaltigen deutschen Brennelemente würden also zum Ersatz des Atombombenstoffs Tritium in den USA dienen. Tritium zerfällt zur Hälfte innerhalb von 12,5 Jahren.

Die Fraktion von Bündnis90/ Die Grünen im Bundestag hat „Zukunftsminister“ Rüttgers (CDU) inzwischen aufgefordert, die Exportpläne der SBK zu unterbinden und die Brennelemente „als Abfall zu entsorgen“. Laut der Bündnisgrünen Simone Probst könne die Bundesregierung die Augen nicht länger davor verschließen, daß hier von der SBK „äußerst undurchsichtige Geschäfte geplant“ würden. Denn die Firma ANMS verspreche nach wie vor, den Brennstoff im FFTF-Reaktor nicht militärisch nutzen zu wollen. Probst: „Wie ANMS diese Zusage einhalten will, bleibt ein Geheimnis.“

Gegenüber der taz hatte ein Sprecher von RWE schon vor Monatsfrist erklärt, daß das Geschäft mit ANMS, bei dem SBK ordentlich draufzahlen würde, dann nicht zustande komme, wenn das Material tatsächlich für militärische Zwecke verwendet würde. Klaus-Peter Klingelschmitt