Telekom reagiert auf Börsendränlger

Nach Kritik von Anlegern wird überraschend schnell die Bilanz für 1996 präsentiert. Schulden sind auf unter 100 Milliarden Mark gesunken, der Aktienkurs stieg prompt auf fast 32 Mark  ■ Von Reiner Metzger

Berlin (taz) – Eigentlich wollte die Deutsche Telekom AG die Bilanz für 1996 erst im Mai vor dem interessierten Millionenpublikum ausbreiten. Das war den großen Anlegern und Kursanalysierern aus aller Welt zu spät. Nach dem Börsengang des weltweit drittgrößten Telekomkonzerns – nach der US-amerikanischen AT&T und der japanischen NTT – wollten sie möglichst schnell Zahlen sehen. Als die Telekom die ersten Jahreszahlen nach dem Börsengang im November erst so spät bekanntgeben wollte, drückte das den Kurs.

Nun hat die Bilanzabteilung wohl ein paar Nachtschichten eingelegt. Gestern rückte Obertelefonist Ron Sommer in Bonn schon mal die groben Daten für 1996 heraus. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 6 Prozent auf rund 63 Milliarden Mark.

Das ist auf den ersten Blick keine Steigerung, denn 1995 lag der Umsatz eigentlich schon bei 66 Milliarden. Damals aber mußte auf die Monopolleistungen wie zum Beispiel die Telefoneinheiten noch keine Mehrwertsteuer an den Staat gezahlt werden. Jetzt schon, und zwar 6,5 Milliarden Mark. Diese Steuererhöhung hat die Telekom aber nicht an die Kunden weitergegeben, die Preise blieben im wesentlichen gleich. Die 6,5 Milliarden müßten für einen Vergleich also eigentlich vom 95er Umsatz abgezogen werden.

Aus dem laufenden Betrieb werden wie schon im vergangenen Jahr etwa 10 Milliarden Mark Gewinn erzielt. In der Bilanz wird aber eine niedrigere Zahl stehen. Zum einen wegen der jährlichen Investitionen von etwa 15,7 Milliarden Mark, zum anderen, weil die Telekom auch ihre Schulden gedrückt hat. Hatte die Deutsche Telekom AG am Jahresanfang 1996 noch netto 92 Milliarden Mark Schulden, so liegt sie Ende Dezember bei 82 Milliarden Mark. Brutto kommen allerdings noch einige Milliarden aus ausstehenden Rechnungen und ähnlichem hinzu. Der Bruttoschuldenpegel blieb knapp unter 100 Milliarden Mark stehen.

Ein Teil der Schuldenreduzierung kam aus dem Gewinn, ein guter Teil aber auch aus den 20 Milliarden Mark, die der Börsengang der Telekom einbrachte. Dank dieser „erfreulichen Ergebnisse“, so das Unternehmen gestern, werde die Dividende für 1996 wie angekündigt bei 0,60 Mark je Aktie liegen, obwohl die Papiere nur 44 Tage in Händen der Aktionäre waren. Der Börsenkurs stieg von unter 30 Mark letzte Woche gestern auf 31,56 Mark. Über die Dividende werden sich nicht nur die neuen Aktionäre freuen, sondern vor allem Finanzminister Theo Waigel. Die Bundesregierung hält schließlich immer noch die Mehrheit der Aktien.