Pipes auf dem Reißbrett

■ Viertel-Kids bestritten ersten Skater-Workshop für den geplanten Sportgarten

„Habt Ihr gar keinen Querschnitt gemacht?“, fragt der verzweifelte Planer vom Bremer Hochbaumanagement und starrt auf eine Zeichung, die schraffierte Flächen und Linien zeigt. „Ist doch alles klar“, sagen die Kids neben ihm und lachen: Vorn der Eingang für den Skater-Park und in der Mitte die Fun-Pipes. Da waren Experten versammelt beim ersten Bremer Skater-Workshop im Lagerhaus für den geplanten Sportgarten in der Pauliner Marsch. Experten wie Martin Hofbruck, der als Europas erfahrenster Skate-Rampenkonstrukteur extra aus Köln nach Bremen kam.

„Ich fahre Fahrrad“, stellte der anwesende Robert Bücking als Ortsamstleiter Mitte/Östliche Vorstadt gleich am Anfang des Workshops klar und rieb sich freudig die Hände: „Wir planen mit den Jugendlichen zusammen, das finde ich superspannend“. Aber auch „anstrengend“, findet Organisator Ulli Barde vom Lagerhaus.

Gemütlich saßen dagegen die Kids bei klebrigen Apfelringen und Cola zusammen. Drei Tage lang brüten sie jetzt über Zeichnungen für ihr Skaterareal. Schließlich soll schnell ein Bauantrag formuliert werden. Denn das Sportgarten-Projekt schreitet mächtig voran: Fast 5.000 Mark klaubten die Kids vom Viertel-Parlament mit Aktien-Verkäufen bei Oma, Opa und Tanten zusammen. Mittlerweile hüten die Kids samt Beiratsmitteln aus Mitte und der Östlichen Vorstadt einen mächtigen Schatz von rund 50.000 Mark. Der Sportgarten wird aber wohl rund zwei Millionen Mark verschlingen. „Da hoffen wir auf Sponsoren und nutzen den Umbruch, sprechen alle möglichen Menschen an“, so Bücking.

Fünfzehn Schiffbauer von der Auffanggesellschaft Mypegasus sollen jetzt beim Skate-Rampenbau helfen und zu diesem Zweck fortgebildet werden. Ein Bremer Abbruchunternehmer bot dem Verein die alte AG-Weser-Halle für einen „Spottpreis“ an. Sie soll bereits in dieser Woche mit Mypegasus-Leuten abgebaut und in die Pauliner Marsch verfrachtet werden. „Für unser überdachtes Skate-Areal“, sagt Skater Dennis beim Workshop.

Doch bis dort Skater durch die Gegend sausen, muß „noch vieles festgeklopft werden“, sagt der Vereinsvorsitzende Ulli Barde. Zum Beispiel der Pachtvertrag mit der Stadt – und der komplizierte Bauantrag – aber dafür ist ja der Hochbau-Planer Eckhard Sielmann vom Bremer Hochbaumanagement da.

Geduldig saß der neben den Kids und schaute ab und zu in sein Fotoalbum: Sämtliche Skater-Rampen finden sich dort. Rampensorten, die der aus Köln angereiste Rampen-Experte im Schlaf herunterbeten kann.

Martin Hofbruck bringt schließlich Erfahrung mit: Abgeschlossenes Sportstudium und drei Jahre als Geschäftsführer einer Skateboard-Halle in Mönchen-Gladbach. „Ich hab erst als Hobby Rampen geplant und dann später immer mehr Auftragsarbeit gemacht“, erzählt Martin. Richtige Events stellte Martin in der Mönchen-Gladbacher Halle auf die Beine, „das könnte natürlich auch für uns interessant sein, wegen möglicher Einnahmen“, hofft Vereinsvorsitzender Ulli Barde.

Nach stundenlanger Diskussionen ist der grobe Plan schon mal klar: In der alten AG-Weser Halle sollen „die großen und schweren Dinger stehen“, schlägt Martin Hofbruck vor. Das sollen drei kleine und eine große Pip sein – Röhren, die fast bis zu vier Meter hoch sind. „Da kann man dann auch von einer Pipe zur anderen springen“, erklärt Martin, „das ist echt geil.“ Außerhalb der Halle soll es einen „Streebereich“ geben mit nachgeahmten Treppen, Geländern, Schrägen und Auffahrten. Im geplanten „Flatland“ soll eine superglatte Fläche für BMXer enstehen – „normale Straßen sind nämlich immer abschüssig gebaut, da lassen sich keine Tricks fahren“, sagt BMX-Fahrer Dennis.

Doch bis der Sportgarten kommt, müssen die Kids weiter auf der Straße skaten und BMX-en. Da war im Workshop auch noch Zeit genug, neueste Geheimorte auszutauschen – von der Supermarmorfläche im neuen Hauptbahnhof bis zu den Parkhausrampen im Scandic Crown Hotel. kat