■ Querbild: Rossini
Auf die Frage, warum man im Rossini fast keine Kellner mit Essen sieht, geschweige denn eine richtige Küche mit Köchen, antwortete Dietl: „Ach wissen's, das Essen ist nicht so wichtig, die gehen da halt hin, weil sie einsam sind.“
Helmut Dietl, Regisseur von Kir Royal und Schtonk, serviert seinen ersten Kinofilm nach fünf Jahren. Wie in Kir Royal handelt es sich um die Münchner Gesellschaft, wieder vorwiegend um Schwabing. Ort des Geschehens ist das Ristorante Rossini, einem real existierenden Prominenten-Treff in München nachempfunden. Von Einsamkeit also handelt der Film, von Liebes-, Geschäfts- und Freundschaftsbeziehungen, die sich allabendlich anbahnen, weitergestrickt oder aber neu geknüpft werden.
Götz George spielt den Uhu Zigeuner, den Regisseur, der von Potenzproblemen geplagt wird, solange er keinen Film dreht. Freund und Gegenpart Heiner Lauterbach versucht die „Loreley“ zu verfilmen, der Literat und Drehbuchlieferant Windisch (Joachim Krol) sitzt im Séparée, ziert sich und ißt Gnocchi.
Wirt Rossini (Mario Adorf) sieht dem Treiben mit Fernet-Branca-bitterer Miene etwas hilflos zu. Unverhofft erscheint am Abend ein Schneewittchen und quirlt die ganze Gesellschaft nochmal auf: Veronica Ferres heißt hier wirklich so.
Was wie das Szenario von großer Oper, Grande Casino und dramatischer Geste aussieht, zerfällt wie zu lange gekochte Pasta. Statt eine beißende Satire auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten: Hölzernes Komödienstadl.
Thomas Schönberger Blankenese , Cinemaxx, Gloria, Grindel, Hansa, Mundsburg, Oase, Palette, Savoy, Studio, Zeise
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen