Rapide dem Ende entgegen

■ Ticket für den Transrapid zwischen Berlin und Hamburg müßte bis zu 350 Mark für eine Hin- und Rückfahrt kosten

Berlin (taz) – Gestern wurde am Frankfurter Flughafen eine neue Strophe vom Abgesang auf den Transrapid angestimmt. Versammelt hatten sich Vertreter des Industriekonsortiums, um die neusten Wirtschaftlichkeitsberechnungen zu erfahren. Laut Handelsblatt geht aus den Unterlagen hervor, daß jeder Passagier für jeden Kilometer von Berlin nach Hamburg zwischen 47 und 60 Pfennig bezahlen müßte. Ein Hin- und Rückfahrticket würde somit zwischen 275 und 350 Mark kosten. Bisher war immer von gut 160 Mark die Rede gewesen.

Die Deutsche Bahn als Betreiberin des Magnetbahnbetriebs müßte die Tarife entsprechend angleichen, forderte Thyssen. Doch mehrere Industrievertreter halten das für sinnlos: Um die für einen wirtschaftlichen Betrieb nötigen Massen anzulocken, sei der Fahrpreis viel zu hoch. Fahren aber weniger Leute mit, würde die einzelne Fahrkarte noch teurer, was weitere Reisende abschreckt.

Sowohl das Bonner Verkehrsministerium als auch die Magnetbahn Planungsgesellschaft wiegelten gestern ab: Eine Entscheidung über den Bau des Transrapid werde erst im März oder April fallen. Die Erlöserwartungen seien noch unsicher. Doch im Industriekonsortium aus Siemens, Thyssen, der Bahn AG und den drei Bauunternehmen Holzmann, Hochtief und Bilfinger und Berger sind die Mißtöne unüberhörbar. Zum einen gibt es nach wie vor keine offiziell zugelassene Fahrwegkonstruktion – die bröselnden Betonständer im Emsland haben für den öffentlichen Betrieb zwischen Berlin und Hamburg keinen Segen der Behörden bekommen. Zum zweiten streiten sich die Beteiligten über die Finanzen. Die Berechnungen für die Instandhaltungskosten der Trasse gehen weit auseinender, und die Kosten für eine Versicherung, die Verluste bei Betriebsstörungen ausgleicht, fehlen in den Kalkulationen bisher ganz.

Doch von all dem unbeeindruckt machte gestern ein Bündnis der Jugendorganisationen von SPD, CDU und FDP in Schwerin Reklame für den Transrapid als „Zukunftstechnik“. Die Bündnisgrünen fordern dagegen, das Geld für den Bahnausbau in der Region zu verwenden. aje