Uni unter dem Diktat der Effizienz

■ Wirtschaftswissenschaftler Hans-Jürgen Ewers will als neuer TU-Präsident die Hochschule mit "professionellem Management" sanieren. Demokratie an der Uni soll zweitrangig werden. Asta kündigt Widerstand a

Sanieren, Kosten drücken, Effizienz: Mit der Wahl des konvervativen Ökonomen Hans-Jürgen Ewers zum Präsidenten der Technischen Universität (TU) wird in Zukunft das Vokabular neoliberaler Ökonomen die Leitlinien des Lehr- und Forschungsbetriebs bestimmen. Nach einem vielbeachtetem Wahlkampf – mit einem Streitgespräch der Bewerber vor vollem Hörsaal – konnte sich der 54jährige Hochschullehrer das Präsidentenamt im zweiten Wahlgang sichern. Er setzte sich am Mittwoch denkbar knapp, mit 31 zu 30 Stimmen, gegen seinen Mitbewerber, den Germanisten Ulrich Steinmüller, durch. Ewers bekennt, er halte nicht viel vom inneruniversitären Dialog.

„Professionelles Universitätsmanagement“ will der Ökonom statt dessen in den kommenden vier Jahren bieten. Die Fachbereiche sollen zukünftig „Druck über die Kasse“ bekommen, auch eine Organisationsreform hat der eloquente Sanierer angekündigt — das TU-Profil soll gestrafft und möglichst auf die Ingenieurfächer zugeschnitten werden. Jeder Lehrstuhl solle im Wettbewerb stehen. Die Studis werden als „Kunden“ behandelt. Den Senatsplänen über Studiengebühren wolle er Widerstand entgegensetzen, sagt Ewers. Das Instrument als solches hält er jedoch sinnvoll, um „Anreize“ zu schaffen. Inneruniversitäre Demokratie rückt bei Ewers ins hintere Glied: Die anstehenden Richtungsentscheidungen der TU in einer großen Koalition von Studierenden, Professoren und Mitarbeitern zu bewältigen, hält er für „ineffizient“. Er setzt auf das Prinzip der „starken Männer“ – Dekane und Präsident sollen die Leitlinien vorgeben. „Auch die scientific community funktioniert zum Glück nicht nach demokratischen Prinzipien“, meint der Wirtschaftswissenschaftler.

Seine „Kunden“, die Studierenden, fühlen sich keinesfalls als Könige. Der TU-Asta kündigte an, dem neuen Präsidenten „auf allen Ebenen Widerstand“ entgegenzubringen: Im einzelnen kritisieren die Studierenden-Vertreter Ewers Ankündigung von kostendeckenden Studiengebühren, seine Forderung, Frauenförderung und die Förderung der ausländischen Studierenden aufzugeben, sowie sein „gestörtes Verhältnis zu inneruniversitärer Demokratie“. „Wir hoffen schon jetzt auf eine breite Protestbewegung“, so eine Asta-Verlautbarung. Eine Gruppe Wirtschaftswissenschaftler mit dem Namen „Studenten für Ewers“ rührte hingegen für den neuen starken Mann kräftig die Werbetrommel. Um sein Konzept durchzusetzen, braucht Ewers Mehrheiten im Senat und im Kuratorium der Uni. Unter TU-Kennern gilt er jedoch als „Greenhorn“ in Sachen Gremienarbeit. „Es wird nicht leicht werden für Ewers, da er immer polarisiert“, befürchtet der unterlegene Kandidat Steinmüller, langjähriger TU-Vize. Der neue Präsident selbst erhofft einen „Ewers-Effekt“: „Die Präsidentschaftskampagne strahlt sicher auf die Gremienwahlen aus.“ Klemens Vogel