■ Vorschlag
: Verschmelzung von Pop und Kunst - Pile auf der Insel der Jugend

Daß man sich zu den Klängen von Musik die eigenen Bilder im Kopf malen kann, ist ja ein alter Hut. Popmusik und bildende Kunst jedoch technisch miteinander zu verschmelzen ist etwas schwieriger, zumeist läuft es auf einen Abgleich von Produktionsbedingungen und Verwertungslogik hinaus.

Das Frankfurter Musikprojekt Pile entstand auf der Grundlage eines Graphikbuches mit dem Titel „Typographic Experimentalism of D-Office“. Gestaltet hat dieses Chris Rehberger, seines Zeichens ehemaliger Art Director von Magazinen und Werbeagenturen, mittlerweile selbst Besitzer eines Londoner Design-Office. Das Buch, das er eigentlich nur für einen ausgewählten Kreis von Freunden und Kunden gemacht hatte, entwickelte für Rehberger eine solche Eigendynamik, daß er es auch vertont haben wollte.

So begeisterte er seine alten Kumpels Zip und Jallokin dafür, einen dem Buch entsprechenden Soundtrack zu produzieren. Beide sind in Elektronik- und Dance-Gefilden keine Unbekannten: Jallokin arbeitete schon mit dem EBM-Spezi Jean Luc de Meyer von Front 242 zusammen, und unter dem Namen Bigod 20 fand man Einlaß in diverse Dancecharts und auch in die Filme „Silver“ von Philip Noyce und „Cape Fear“ von Scorsese.

„Modern“ haben Pile ihre Musik genannt, die irgendwo zwischen Electronic Listening, House und auch EBM ihr Zuhause findet. Recht straff und unnahbar hört sich der Sound an, Klangeruptionen in Moll, die weniger der Ekstase als eher einer nüchternen Kontemplation dienlich sind.

Jallokon teilt den Pile-Soundtrack so auf: „Die Stücke der ersten CD sind die Originalversionen, die für das Buch produziert wurden. Sie sind überwiegend dazu da, sie zu Hause zu hören. CD 2 ist mehr für den Club gemacht. Wir machen schnelle und langsame Songs, mit harmonischen Melodien, aber trotzdem experimentell und groovig.“

Live werden Pile ihren Sound nicht nur vom Band laufen lassen, sondern versuchen, an diversen elektronischen Geräten und am Mischpult auf die Bedürfnisse ihres Publikums zu reagieren. Und da Musik hier nicht nur die erste Liebe ist, laufen über mehrere Diaprojektoren die Graphiken von Rehberger. Ebenfalls als DJs mit dabei: Whirlpool Productions, Hans Nieswandt, der einige Stücke von Pile geremixt hat, Polyester aus Frankfurt sowie Martin Horst von den Funkaddicted People aus Bochum. Gerrit Bartels

Ab 22 Uhr auf der Insel der Jugend, Am Treptower Park, Treptow