■ Grüne Strategen
: „Wer mit wem und wenn ja, warum nicht?“

Norbert Schellberg, Abgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen, hat einen „kleinen Leitfaden“ für grüne Entscheidungen zusammengestellt. Wir dokumentieren.

Demnächst wollen die Berliner Bündnisgrünen eine Entscheidung zur künftigen Strategie fällen. Dabei geht es einmal mehr um die Frage: „Wer mit wem, und wenn ja, warum nicht?“

Für solche Entscheidungsfindungen gibt es feste Spielregeln. Zur Vorbereitung finden sich Wortführer von „Strömungen“ zusammen und verfassen ganz lange Papiere. Damit die nicht jede/r lesen muß, hier eine Zusammenfassung der Positionen und ihrer ProtagonistInnen:

1. Wir wollen soooo gerne mitregieren. Aber nur mit der SPD. Weil es in Berlin in absehbarer Zeit keine rot-grüne Mehrheit geben wird, müssen wir einfach schon jetzt so tun und reden (und sparen), als seien wir Teil der Regierung. Weil Regieren doch so viel Spaß macht.

Hoffentlich merkt's keiner.

Sybille Volkholz, Michaele Schreyer, Michael Cramer, Helga Metzner, Marianne Birthler

2. Kohl und Diepgen sparen in Bonn und Berlin zu Lasten der sozial Schwachen, deregulieren zugunsten des Kapitals, militarisieren die Gesellschaft und versauen die Umwelt. Daraus ergibt sich für Bündnis 90/Die Grünen ein enormer Handlungsdruck. Um unsere eigene Politik umzusetzen, sind die Spielräume allerdings viel zu eng (leere Kassen). Deshalb machen wir lieber offensive Politik aus der Opposition heraus. Lassen wir nicht zu, daß die Zustände, die wir ändern wollen, uns assimilieren. Judith Demba, Ida Schillen, Barbara Oesterheld, Ursula Hertel-Lenz, Dietmar Volk, Riza Baran

3. Eigentlich meinen wir das gleiche wie Volkholz und Birthler. Aus Tradition schreiben wir aber immer ein eigenes Papier. Damit unsere Papiere wie richtige Kompromisse aussehen, beginnen wir immer entweder mit „Ja, aber“ oder mit „Nein, aber“. Wie wir diesmal anfangen, müssen wir demnächst beim Bier per Los entscheiden. Bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorsitzende des Bundesschiedsgerichts. Wolfgang Wieland, Jürgen Wachsmuth, Micha Wendt, Johann Müller-Gazurek

4. Jede mögliche Regierung mit bündnisgrüner Beteiligung ist auf jeden Fall um Längen besser als jede mögliche Regierung ohne grüne Beteiligung. Bernd Köppl, Jochen Esser, Andreas Schulze

5. Ich schreibe nur sehr ungern Papiere. Damit legt man sich so ungeheuer fest. Aber wenn die Entscheidung naht, halte ich dafür eine ganz tolle Rede. Versprochen! Christian Ströbele